Karlsruher Eisbärnachwuchs wird ein halbes Jahr alt

Shownotes

In dieser Episode "Karlsruher Eisbärnachwuchs wird ein halbes Jahr alt" von "Eis, Eis, Baby" blicken BNN-Redakteurin Tina Mayer und der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt auf die dramatische Geburt und die ersten Monate des Eisbärenjungen Mika zurück.

Erfahrt, wie der kleine Bär in einer unerwarteten Situation zur Welt kam, wie das engagierte Zooteam trotz aller Herausforderungen einen sicheren Start ins Leben gewährleistete und welche Momente weltweit für Aufsehen sorgten.

Entdeckt, wie Mika zum neuen Publikumsliebling und Botschafter für den Artenschutz avanciert. Ein Muss für alle Tierliebhaber, die spannende Einblicke hinter die Kulissen des Karlsruher Zoos erhalten möchten!

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Redaktion: Tina Mayer | Produktion: Lucas Pflaum

Das Magazin „Eisbär Mika. Geschichten aus dem Karlsruher Zoo“ ist ab sofort erhältlich und kostet 9,90 Euro. BNN-Lesershop

Impressum

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Hey und herzlich willkommen zu Eis Eis Baby, dem Eisbär-Podcast der Badischen Neuesten Nachrichten mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Pur. Mein Name ist Tina Meyer. Ich bin Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten. Der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt und ich halten heute das neue Magazin der Badischen Neuesten Nachrichten zum kleinen Eisbär Mika in Händen, das jetzt erschienen ist. Darin sind unter anderem die ersten Monate des kleinen Bären in einer Art Tagebuch dokumentiert. Die heutige Folge wollen wir dazu nutzen, noch einmal zurückzublicken. Angefangen bei Mikas Geburt im vergangenen November bis heute. Hallo Herr Reinschmidt. Hallo Frau Meyer. Ich freue mich, dass wir wieder miteinander reden können. Wir waren ja auch zusammen im Zoo, als das Magazin vorgestellt wurde und wir auch ein bisschen über den Podcast gesprochen haben und die Resonanz war gut, würde ich sagen, oder? Also ich würde eher sagen, sehr gut. Also ich habe gerechnet mit, dass vielleicht 10, vielleicht 20 Leute kommen und dieses Magazin dann gleich holen. Aber es fahren sicher 200 da. Also zehnmal mehr, wie ich gerechnet habe. Und das hat mich überrascht, aber auch sehr gefreut. Zeigt aber auch, wie sehr Mika ins Bewusstsein aller Karlsruherinnen und Karlsruher gegangen ist. Und dass wir jetzt so ein tolles Magazin in Händen halten, das eigentlich jetzt auch alles zusammenfasst, was rund um Eisbären im letzten halben Jahr dann auch publiziert wurde in der BNN, das freut mich ganz besonders. Und ich muss ganz ehrlich sagen, das Titelbild ist natürlich absolut klasse. Das spricht jeden an. Und was mir natürlich persönlich am allermeisten gefällt, ist dieses kleine runde Zeichen, das links oben draufgeklebt ist. Das ist der Artenschutzeuro. Von jedem Magazin geht ein Euro in den Artenschutz und wird in unsere Artenschutzstiftung überwiesen und von da direkt nach Polar Bear International, eine Organisation, die sich für die Eisbären in der Natur, in der Arktis einsetzt, für die Erforschung, für den Erhalt einsetzt. Und das ist unsere Botschaft. Da können wir so einen kleinen süßen Eisbär gerne mit dem Artenschutz verbinden. Und das ist meine Botschaft. Und die wird dokumentiert jetzt mit so einem tollen Magazin. Ich bin glücklich darüber. Das ist schön. Das sind wir auch. Jetzt wollen wir einmal zurückblicken zum 2. November 2024. Das war nämlich der Tag, als Mika geboren wurde mit seinem kleinen Geschwisterchen, was ja leider nicht lange überlebt hat. Ich erinnere mich, und Sie erinnern sich bestimmt auch, Sie waren in Australien bei der Welt Zoo Konferenz. Vielleicht können Sie doch mal erzählen, wie Sie davon erfahren haben, dass jetzt hier ein kleiner oder zwei kleine Eisbären auf die Welt gekommen sind. Ich bin gerade in Sydney angekommen. Und was macht man so? Man nimmt als Erstes das Handy und stellt WLAN ein, noch am Flughafen, um zu gucken, was ist all diese ganzen Stunden, in denen man jetzt im Flugzeug saß, auch passiert. Und da waren drei Anrufe meiner Kuratorin drauf. Und das nicht mal über WLAN, sondern über normales Telefon. Ich habe schon gedacht, da muss ja irgendwas ganz Schlimmes passiert sein, wenn die mich übers Telefon anruft. Das kostet doch ein Schweinegeld. So auf gut badisch gesagt. Ich habe aber dann eben das WLAN mich eingewählt und habe sie dann über WhatsApp angerufen. Das ist nix koscht, so als alter Paten. Und ja, dann war sie gleich dran und hat gesagt, setz dich. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht, ihr habt zwei kleine Eisbären. Die schlechte Nachricht, Sie sind nicht in der Innenhöhle, sondern in der Außenhalbhöhle auf die Welt gekommen. Oh je, habe ich gesagt, ich muss mich wirklich setzen. Das war natürlich ein Schock. Ich habe da schon die Fälle davon schwimmen sehen, muss ich ganz ehrlich sagen. Zum einen habe ich mich gefreut, dass es geklappt hat, dass Kapp und Nuka jetzt wirklich für Nachwuchs sorgen, so wie wir es uns gewünscht haben. Die sind ja erst seit Anfang des Jahres zusammen gewesen. Und dann aber so früh im Jahr, am 2. November, das war sehr, sehr überraschend. Wir hatten drinnen alles vorbereitet, ein schönes Strohbett mit Kameras ausgerüstet. Also die hätte nur ihre Jungen in der Innenbox zur Welt bringen müssen. Was hat sie getan? Sie hat es draußen zur Welt gebracht, wo kein Mensch mit gerechnet hat, wo nichts vorbereitet war, wo einfach nur Holzhäcksel in der Halbhöhle war. Und ja, da lagen jetzt zwei kleine, fast nackte Eisbären-Jungtiere. So wurden sie entdeckt, morgens um acht von der Pflegerin, die vorbeilief. Oh, da ist ja was. Du hast nicht hingehört, sozusagen. Und dann wurde Alarm geschlagen. Unser Pressesprecher, der Timo Deiblis, ist dann gleich hingerannt und hat auch die ersten Fotos und auch die einzigen Fotos gemacht, muss man sagen, die dann am ersten Tag entstanden sind. Dann kam schon die Order vom Chef aus Australien, alles absperren. Weil die einzige Chance, dass zumindest ein Junges durchkommt, das ist, dass man die Tiere in absolute Ruhe versetzt. Und das wird ihnen überhaupt nicht stört. Jede Störung. Eisbären sind total störungsanfähig. Deswegen suchen die sich oder graben die sich eine Schneehöhle ins Eis und schließen die auch zu und sind da drin und bringen da ihre Jungen zur Welt. Wirklich weg von der Umwelt. Das heißt, es gab auch keine Diskussion. Das war schon klar. Das wird jetzt so gemacht. Wir regeln alles. Das habe ich dann mit der Kuratorin besprochen. Wir haben dann die einzelnen Schritte besprochen aus Australien. Ich hatte ein paar Minuten gebraucht, muss ich ganz ehrlich sagen, bis ich das alles realisiert habe. Ich habe meinen Koffer geholt, bin ins Hotel gefahren, habe sie dann wieder angerufen vom Hotelzimmer aus, um dann eben alles zu regeln. Und ja, wir haben dann beschlossen, die Scheiben zu kalken, dass kein Durchblick ist, dass eben nichts nach außen geht, dass die auch nicht beunruhigt wird durch irgendwelche äußerlichen Dinge. Dann haben wir einen großen Absperrzaun gestellt drumherum, dass die Besucher auch nicht vor die Anlage kommen. Wir mussten natürlich gerade über unsere Pressestelle auch alle gleich informieren. Wir können ja nicht ein Haldenzoo absperren. Haldenzoo war es natürlich nicht, aber dieses Gehege um den Eisbär rum, ohne die Öffentlichkeit zu informieren. Und dadurch ist es natürlich auch publik geworden und das über die Landesgrenzen hinaus, dass da ein kleiner Eisbär ist. Normalerweise bringt man die eben im Backstage-Bereich zur Welt, wartet erst mal, ob es klappt, bevor man das groß publik macht. Aber wir mussten den anderen Weg gehen. Wir mussten ganz öffentlich auch alles transparent und das war uns von vornherein wichtig, alles transparent auch zu sagen, mit allen Höhen und Tiefen, die da kommen können. Es hätte auch völlig schief laufen können, aber das war uns schon bewusst. Deswegen haben wir alles ganz transparent auch bekannt gegeben und haben dann auch sofort unsere Katta-Baustelleanlage. Wir haben ja gerade in unmittelbarer Nähe eine Großbaustelle für unsere neue Katta Madagaskar-Welt. Die habe ich einstellen lassen, weil jegliches Geräusch da vielleicht auch negativ gewesen wäre und habe gesagt, wir machen im Frühjahr weiter. Wenn dann noch ein Eisbär lebt, dann können wir weitermachen. Und so haben wir es dann auch gemacht. Und dann lag die Baustelle auch viereinhalb Monate eben dann in der Ruhe, in der Winterpause. Aber wir sind jetzt wieder dran. Jetzt läuft alles wieder. Aber diese Phase haben wir gebraucht und dann haben wir Stroh reingegeben durch die Gittertür. Da kann man ja nicht mehr rein ins Gehege, ist ja klar. Und die Nuka hat wirklich das ganze Stroh in diese Höhle transportiert. Und schon am zweiten Tag haben wir nichts mehr gesehen. Also die hat einfach so einen großen Strohwall und Strohnest gebaut durch dieses Stroh. Das hat uns dann beruhigt auch, muss man sagen, dass wir zwar nichts mehr gesehen haben, trotz dass wir so eine Wildkamera noch angebracht hatten, die so einen Einblick in diese Höhle bietet. Aber wir haben einfach nichts mehr gehört. Und das über Wochen und über Monate, kann man fast sagen. Ich musste jede Woche neu vor die Presse und erzählen, dass wir davon ausgehen, dass noch ein junges Eisbärchen da ist. Aber wir wissen nicht, ob es noch zwei sind. Wussten wir auch nicht. Wir haben immer nur eine Stimme gehört. Und das war schon eine spannende Zeit. Auch für uns alle hier. Klappt das oder klappt es nicht? Wir hören immer eine zarte Stimme am Anfang. Und ja, irgendwann, das war weit über 70 Tage, haben wir dann zum ersten Mal ein kleines Bärchen krabbeln gesehen, wo es dann auch ein bisschen beweglich wird. Das ist wie bei kleinen Kindern, wenn sie ein Säugling haben, der liegt auch auf dem Rücken oder auf dem Bauch und da liegt er und schläft und bewegt sich, strampelt ein bisschen. Aber er krabbelt nicht fort. Es kommt erst, die Mobilität kommt erst nach den Eisbären eben nach zwei Monaten. Und erst dann haben wir dann eben gesehen, dass es ein Eisbärchen gibt und keine zwei. Aber noch mal ganz kurz zur Anfangszeit zurück. Haben Sie sich geärgert, dass Sie da nicht da waren an diesem doch historischen Tag? Auf der einen Seite ja. Auf der anderen Seite war es gut, weil ich durch meine Neugierde vielleicht mich nicht zurückhalten hätte können. Da nicht doch mal zu gucken oder so oder irgendwie doch noch was anderes zu versuchen. Es war ganz gut so. Aber auf der anderen Seite habe ich natürlich gerade da, weil ich auf der Weltzookonferenz war, da sind die Zoodirektorinnen und Zoodirektoren der führenden Zoos der Welt zusammengekommen. Und ich habe mit ganz vielen geredet, die Eisbären haben. Und die haben mich dann aber auch ein bisschen beruhigt. Ich habe ja ganz ehrlich gedacht, da das jetzt außen ist und die klimatischen Einflüsse so stark sind, dass es schief geht. Ich bin eigentlich ein sehr positiver Mensch. Aber irgendwie war das schon eine Sache, wo man schon Zweifel haben könnte. Aber meine Kollegen haben mich beruhigt, muss ich sagen. Die haben dann auch gesagt, hey, der Eisbär hat sich entschieden, seine Jungen da draußen zur Welt zu bringen und nicht da, wo du denkst, was ihr vorbereitet hat, sondern hat sich eine andere Höhle gesucht. Wenn der die Höhle drinnen als besser empfunden hätte, dann hätte es die Nuka dort ihre Jungen zur Welt gebracht. Aber sie hat es da draußen gemacht. Also sei ganz ruhig, die macht es schon. Eisbären sind gute Eltern. Und das hat sich auch so erwiesen. Allerdings haben wir mit meinen Zweifeln auch gesagt, ja, das sind Eisbären, die hat überhaupt keine Erfahrung, die hat noch nie ein Jungtier aufgesucht. Wenn es jetzt eine erfahrene Mutter gewesen wäre, wäre ich auch viel beruhigter gewesen. Aber es war eine Erstgebärende. Aber ich habe mich wieder davon überzeugen lassen, dass doch jedes Tier auch Instinkte hat. Und diese Instinkte haben ihr geholfen, eben das Jungtier dann auch groß werden zu lassen. Und das hat mich natürlich schon sehr gefreut. Aber die erste Zeit war schon schwer für Sie oder für Ihr ganzes Team? So war schon schwer. Es war eine Anspannung, war eine Sondersituation. Das habe ich in den letzten zehn Jahren so nicht erlebt. Pressemäßig natürlich die Anfragen aus der ganzen Welt. Ja, und das lief dann auch. Und das war natürlich auch der allererste Eisbär weltweit in der Saison. Inzwischen haben wir in Europa zwei weitere und in Japan noch eine. Also auch nicht mehr wie fünf, sagen wir mal so, weltweit in den Zoos. Aber es ist immer noch eine absolute Rarität. Junge Eisbären derzeit in Zoos. Aber in Deutschland ist es der einzige. Und das war schon eine ganz besondere Situation für uns alle. Und ist es nach wie vor. Ist es nach wie vor, wenn wir die Besucherzahlen angucken, wenn wir diese Buchvorstellung angucken, so was hatten wir noch nicht hier so in den letzten Jahren. Also so ein Eisbär-Buch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und dann kommen 200 Leute, die das alle auch gleich mitnehmen und alle begeistert sind. Und ich führe von jedem Lob und sage, toll machen Sie das mit Ihrem Team. Und das möchte ich auch immer wieder rausstellen. Ich habe ein Team. Natürlich steht der Rheinschmidt vorne dran und geht nach außen mit seinem Gesicht, mit seiner Person und alles. Aber ohne Team im Background oder Mitstreiter kriegt man das alles nicht hin. Und da habe ich ein ganz hervorragendes Team in der Presse, in der Zoologie, in dem Eisbär-Revier. Tierpfleger haben sich alle Mühe gegeben der Welt. Und das ist auch eine Sondersituation, weil ja nicht nur die Printmedien kommen, sondern auch die Fernsehmedien, die Filmmedien, die dann immer wieder Sonderwünsche haben und auch bedient werden wollen. Und jede Woche gibt es ein neues Filmchen fürs Fernsehen. Das ist schon eine Situation, da muss man mit umgehen. Das muss man auch wollen. Und das wollen meine Leute. Und wir sehen auch, dass es positiv zurückkommt für den Zoostrahl, zurück für unsere Tiere. Und wir können Werbung für unsere Eisbären und die Belange dieser Tierart machen. Ja, jetzt, wenn wir noch mal zurückblicken. Sie haben ihn ja nicht gesehen die erste Zeit. Da war ja nichts. Und irgendwann haben Sie ihn gehört. Haben Sie sich da schon ein bisschen sicherer gefühlt und gedacht, vielleicht schafft das doch. Ja, am meisten hat mich gefuchst, dass mein Pressesprecher den vor mir gesehen hat. Das muss ich schon sagen. Da kommt man dann auch aus Australien zurück. Kann ja immer noch nicht. Musste dann noch mal über 70 Tage warten, bis man dann endlich mal auch die ersten Bilder bekam. Aber ich habe mich wirklich zurückgehalten, was mir nicht leicht fällt, muss ich sagen. Sie haben es immer wieder betont. Aber ich habe es gemacht. Ich sage, ich will der Letzte sein, der ihn sieht. Tierpfleger, die Kuratoren, alle haben es vorher gesehen. Irgendwann habe ich gesagt, jetzt will ich ihn auch mal sehen. Dann haben wir es gemacht. Wir haben immer die Stimme gehört. Und vor allem die Situation dann an Silvester, das war eine ganz besondere, muss man schon sagen. Zu dem Zeitpunkt haben wir ihn auch noch nicht gesehen. Da war er ja dann acht Wochen alt. Und wir haben gewusst, wir haben eine Stimme. Und dann kam dieses Silvester und da hatte ich richtig Bauchweh, muss ich sagen. Wir haben ja auch aufgerufen, die Bevölkerung, bitte halten Sie sich mit dem Feuerwerk rund um den Zoo zurück. Unseren Eisbären, natürlich auch den anderen Tieren zuliebe. Das erschreckt jedes Tier, ganz klar. Aber es ist dann auch in Teilen befolgt worden. Natürlich hat man nicht alle getroffen mit dem Aufruf, aber es war doch deutlich weniger. Und ich habe ja immer diese Videoschaltung auf meinem Handy gehabt, mit Mikrofon auch. Und ich habe um 3.22 Uhr in der Silvester, nein, das war schon der Neujahrsmorgen, endlich die Stimme gehört, des kleinen Eisbären. Das war erlösen und dann konnte ich auch schlafen. Vorher habe ich eben noch nichts gehört gehabt. Und das war aber dann auch gut. Und das hat mich dann schon beruhigt, dass der Kleine die Knallerei und das überlebt hat. Also die Gefahr wäre gewesen, dass einfach das Weibchen durchdreht und dann eben das Junge beißt oder verletzt oder was auch immer. Also da können gerade durch solche Störungen natürlich alle möglichen Verhaltensweisen hervorgerufen werden, die nicht normal sind, aber die einfach ausgelöst werden durch so eine Stresssituation. Das ist nicht der Fall gewesen. Der Kleine hat es gut überstanden. Und die Entwarnung haben wir dann am Silvester, am Neujahrsmorgen gegeben. Und da waren dann alle glücklich, dass der Kleine es überlebt hat. Aber es hat immer noch ein Weilchen gedauert, bis wir ihn dann auch gesehen haben. Ich habe gerade nochmal nachgelesen. Also am 14. Januar haben Sie das erste Mal Bilder veröffentlicht, weil er sich da, glaube ich, dann auch aus der Höhle raus bewegt hat. Ja, das war so die erste Zeit. Da haben wir dann gesehen und mehr oder weniger waren das die ersten Bilder in der Höhle natürlich. Die sind ja in der Höhle fotografiert worden. Da haben wir dann auch den Herrn Deibler hingeschickt, dass er die Fotos macht. Und wir haben es auch bewusst nur ihm dahin geschickt, dass es halt so intern erst mal fotografiert wird. Da konnten wir noch keine Presse zulassen oder sowas. Das wäre auch ungeschickt gewesen, weil so haben wir es im Griff. Er weiß exakt, wie man sich verhält. Und das war dann gut. Und diese ersten Bilder gingen natürlich um die Welt. Das wollte ich fragen. Wie war die Resonanz? Die war sensationell. Also die Resonanz war sensationell. Und wir haben Rückmeldungen bekommen. Das ging ja dann auch über die Presseagenturen, über dpa und Reuters. Und es war dann in dieser Woche, als diese kleinen Eisbärenbilder erschienen sind in der Weltpresse. Ja, nach den politischen Themen das meist publizierteste Foto weltweit. Also war der kleine Eisbär aus Karlsruhe eine bessere Werbung kann man ja für seine Stadt auch nicht bringen. Muss man wirklich sagen. Und das war positiv, weil auch gerade diese Zeit mit vielen politischen Bewegungen nicht gerade positiv war im Januar. Und da war so ein kleiner Lichtblick, unser kleiner weißer Schnee, weißer Eisbär, der auch noch goldig aussieht. Also das hat die Herzen bewegt und das weltweit. Und das hat uns natürlich sehr viel Freude bereitet. Und dann fing er irgendwann an, so ein bisschen mobil zu werden. Ende Januar konnten sie ihn und seine Mutter dann erstmals in die Innenhöhle lotsen und haben dann die Außenanlage so ein bisschen hergerichtet. Und ich erinnere mich auch, dass sie dann selber diese Halbhöhle, wo der Kleine ja geboren wurde, begangen haben, sozusagen. Wie war das so? Ja, ja. Also da wurde mir erst bewusst, als ich dann, als wir den zum ersten Mal drin hatten. Da wurde mir erst bewusst, als ich dann da reinging in diese Halbhöhle, wie tief dieses Nest war. Also was die da, was die an Mengen von Stroh eingebracht hat. Es war eine richtige Kuhle, ein richtiger Wall vorne dran. Dass wir den nicht gesehen haben, war ganz klar. Aber Pico Pelo sauber. Also die hat das wirklich auch alles sauber gehalten. Ich habe mich da reingelegt, ohne dass ich schmutzig wurde. Und da muss man sich vorstellen, der Kleine hat ja da Wochen und Monate drin gelebt. Auch die Mutter, aber kein Kot und nichts. Hat auch nicht nach Urin gestunken. Das hat die alles, glaube ich, auch wieder in ihrem normalen Nahrungskreislauf aufgenommen. So ist es ja dann auch. Und das ist natürlich schon toll gewesen, da auch mal selbst drin zu sitzen. Und mein Pressesprecher hat dann gleich die entsprechenden Fotos gemacht. Und das fand ich auch ganz witzig. Es ist eine schöne Erinnerung. Wir haben dann alles mit den Tierpflegern, alles sauber gemacht, hergerichtet. Die Anlage wurde ja dann über viele Wochen nicht gereinigt, weil wir es ja gar nicht rausbekamen. Letzten Endes. Das war notwendig. Auch die ganzen Strohsäcke, die wir in das Wasserbecken reingeschmissen hatten. Das war ja abgelassen, weil wir hatten natürlich auch Bedenken, wenn der Kleine ins Wasser fällt und noch nicht schwimmen kann, dann säufst er uns. Wir wollten ja jegliche Gefahrenquellen auch vermeiden. Deswegen haben wir über 100 Strohs gepackte Säcke da reingeschmissen, damit wenn er ins Becken fällt, dass er weich fällt. Solche Überlegungen. Sie glauben nicht, wie viele schlaflose Nächte die Kuratoren und ich da hatten, um einfach zu überlegen, jegliche Gefahrenquelle auszuschließen. Und das musste alles raus. Es hat ein paar Tage gedauert. Dann haben wir das Gehege auch noch eisbär-baby-sicher gemacht. Denn wir haben dann überlegt, wenn der Kleine jetzt ins tiefe Wasser fällt und dann in Panik wieder raus will, aber die glatte Wand nicht hochkommt. Was passiert dann? Dann strampelt er so lange, bis er dann erschöpft untergeht. Solche Szenarien hat man durchgespielt. Also haben wir ganz viele Baumstämme mit einem Meter Abstand schräg angebracht, dass er sich da heben kann, dass er da rausklettern kann. Also wir haben es einfach baby-eisbär-sicher gemacht, das Gehege. Es hat ein paar Tage gedauert mit unseren Handwerkern, aber dann war es soweit. Und dann haben wir sie wieder rausgelassen. Und dann haben wir gemerkt, wir haben alles richtig gemacht. Und dann kam ja auch bald schon Mitte Februar oder Anfang Februar die erste Untersuchung von dem Kleinen. Da waren Sie auch dabei. Wie haben Sie das so wahrgenommen? Das war auch eine Situation, wo Geduld gefragt war, weil wir standen draußen in der Futterküche mit den Tierpflegern, die Kuratorin und zwei Pfleger waren dann im Innenbereich. Wir wollten einfach die nicht gewaltmäßig voneinander trennen, sondern nicht zwangsmäßig trennen, sondern eine Situation abpassen, wo die Mutter freiwillig einfach in eine andere Box läuft und wir dann den Schieber runternehmen und dann den Kleinen rausholen. Und so haben wir es gemacht. Und es hat über zwei Stunden gedauert, bis die Situation eintrat. Und ja, meistens dann, wenn eben der Kleine gerade getrunken hatte. Danach legt er sich erfahrungsgemäß zu dem damaligen Zeitpunkt immer so ein bisschen ab und schläft ein kleines bisschen, macht ein Nickerchen und dann läuft die Mutter auch durchaus mal in die andere Box. Und genau den Punkt haben wir abgepasst. Mit viel Geduld. Nicht wir, sondern die Pfleger haben den Schieber runtergelassen und das haben dann das Jungtier gepackt. Unter Protest. Das kleine Eisbär hat sich gewehrt. Das ist klar, das ist zum ersten Mal mit Menschenhand zusammengekommen. Und ja, der muss natürlich entsprechend gepackt werden, dass er nicht beißt. Ist ja klar. Und dann wurde er reingebracht und die Tierärzte haben ihn dann geimpft und untersucht und festgestellt. Ein klein, gesunder, kleiner Eisbärmann. Auch das Geschlecht haben wir zu dem Zeitpunkt festgestellt. Und dann konnten wir ja unseren Namenswettbewerb starten. Genau, das war so das Nächste. Das haben wir ja zusammen gemacht, also wir, die Badischen Neuesten Nachrichten, mit Ihnen im Zoo. Und da gingen Tausende, über 30.000 Vorschläge ein und Sie als Zoo haben dann Ihre drei Favoriten ausgesucht und über die konnte dann nochmal abgestimmt werden. Jetzt können Sie es sagen. War Mika auch Ihr Favorit? Das wollen Sie jetzt wissen. Wir hatten Maximus, Manuk und Mika. Und mein Favorit war nicht Mika. Das gebe ich gerne jetzt zu. Im Nachhinein war Manuk. Tatsächlich. Ja, aber weil ich habe dieses Nuk da drin gesehen von Nuka. Ja, und Ma, das fand ich auch ganz gut. So gibt es noch andere Namen, die so beginnen. Also letzten Endes fand ich Manuk, war mein Favorit. Und der ist aber nur auf dem zweiten Platz gelandet. Und Mika ist aber auch ganz großartig und passt auch, weil dieses K.A. für Karlsruhe steht. Und sein Leben lang wird Mika der Botschafter aus Karlsruhe sein. Also das gefällt mir auch sehr gut. Ich kann damit vollkommen lieben. Sehr gut. Und dann ist der kleine Mika. Also dieser Name wurde bekannt gegeben am 11. März. Und da wurde der Kleine auch erstmals der Presse vorgestellt, bis dann einen Tag später auch die Zoobesucher ihn besuchen durften. War dieser 11. März Ihr Glückstag? Das war absolut ein toller Tag, auf den wir wirklich Wochen, Monate lang hingefiebert dann. Und nach schlechtem Wetter war das der erste tolle Sonnentag. Und wir hatten einen Sonnenstrahl in der Sonnenschein. Wir haben eine Bühne aufgebaut, eine riesige Leinwand aufgebaut. Und wir hatten die Presse eingeladen. Der Oberbürgermeister war da. Wir hatten den Jeff York als Forscher auch von Polar Bear International da. Also wir haben alles aufgefahren für diesen Termin und verschiedene Fernsehanstalten, Printmedien, Radiomedien. Also es war schon ein großer Auflauf für uns. Und ich war schon ein bisschen stolz, dass wir diesen Tag gemeinsam gegangen sind, auch mit meinen Tierpfleger, mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ja alles gegeben haben in den letzten Monaten dann daraufhin. Und da war der Zoodirektor schon auch ein bisschen emotional angefasst, muss ich sagen, dass es dann so geklappt hat. Und eigentlich wollte ich den Namen bekannt geben. Aber wir hatten ja einen gemeinsamen Wettbewerb gemacht. Und die Dame, die dann gewonnen hatte, die Mika gesagt hat, es waren ja, glaube ich, über 9000 Leute, die Mika dann abgestimmt hatten. Und da wurde dann einer gezogen oder eine gezogen. Die stand auch da. Und als ich den bekannt geben wollte da oben, dann ist mir die da unten. Ich war ja auf der Bühne gestanden. Dann ist die Frau da, hat mich angeguckt. Ich habe gesagt, kommen Sie hoch. Sie müssen das bekannt geben. Sie haben es gewonnen. Und dann habe ich gerade das Programm geändert. Dann kam sie hoch und hat gesagt, sie will mir nicht die Ehre nehmen, den Namen nicht bekannt zu geben. Doch, habe ich gesagt, Sie sind die Richtige. Und dann hat sie es so schön formuliert und hat das dann bekannt gegeben. Das fand ich richtig klasse. Und die hat das toll gemacht. Und ja, dann war es bekannt. Und jetzt ist er da. Und es passt. Und auf unserem tollen BNN-Buch steht ja Eisbär Mika drauf. Also überlegen Sie mal, der hätte jetzt Maximus geheißen. Das hätte gar nicht drauf gepasst. Das hätte man zweizeitig machen müssen. Nein, also das ist, wir können da alle mitleben. Und das ist ein toller Name. Und auch kurz und prägnant. Und das war ja auch wichtig für unsere Tierpfleger. Dass ja der Name dann auch zu rufbar ist und der Eisbär irgendwann dann auch drauf hört. Und jetzt ist er da. Das war ja Ihr erklärtes Ziel als Zoodirektor. Was kommt als nächstes? Kann man das noch toppen? Nein, natürlich nicht. Nein, das war schon eines meiner erklärten Ziele, dass wir wieder Eisbären züchten in Karlsruhe. Und das freut mich sehr, dass wir da nach vielen Jahren der Arbeit, der Auswechslung von Eisbären, der Weitergabe von Eisbären, der Unterstützung anderer Zoos in der Eisbärenzucht durch unsere Eisbären dann endlich in die Zuchtsituation gekommen sind. Jetzt haben wir einen kleinen Eisbär. Wir haben an alten Zeiten, die ich ja noch als einer der wenigen Zeitzeugen auch noch erlebt habe, als Praktikant hier im Zoo vor meinem Studium. Und dann während dem Studium war ich dabei, als die letzten Eisbären hier aufgezogen wurden 1991, 92. Und ja, da wieder anzuknüpfen, jetzt damals als Diplomand, heute als Zoodirektor, das ist natürlich schon schön. Und das schließt sich auch für mich total der Kreis in der Eisbärenzucht. Und jetzt haben wir erst mal noch zwei Jahre vor uns, mehr oder weniger, mit dem Mika. Und das werden wir auch genießen und werden das auch schön weiter einfach auch darüber berichten, wie sich jetzt so eine kleine Eisbärenzucht auch entwickelt und wie der kleine Eisbär Mika. Und das ist ja auch das Tolle. Ich erzähle das jedem. Ihr müsst den nicht einmal angucken. Ihr müsst den jede Woche oder alle zwei Wochen angucken, was da sprüngt. Das ist wie bei kleinen Kindern auch. Jedes Mal entdeckt man wieder eine andere Verhaltensweise, was er jetzt macht. Im Moment spielt er gern Fußball oder Handball, macht mit allen vier Pfoten. Also das ist toll, das zu sehen. Oder er springt ins Wasser und das sind einfach tolle Verhaltensweisen, die wir jetzt gerade haben. Und das wird sich wieder ändern, das wird sich wieder weiterentwickeln. Deswegen, das soll jetzt keine Werbung für den Zoo sein, aber einfach Werbung für den Mika. Das dann einfach zu gucken. Am besten eine Jahreskarte kaufen oder Zoofreund werden. Da ist dann auch der Eintritt für das ganze Jahr dabei. Und da kann man einfach das Mieterleben. Und jetzt diese Chance zu haben, jetzt mal ein Jahr lang, die sollte man einfach nutzen. Das ist spannend. Herr Rheinschmidt, das war's für heute. Sind wir schon wieder am Ende? Wir sind schon wieder am Ende, ja. Das ist immer so kurzweilig. Ja, ja. Sehr schön war das. Vielen Dank. Ich danke Ihnen. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir hoffen, dass es euch auch gefallen hat. Lasst uns gerne ein Like da und aktiviert die Glocke, um keine Folge zu verpassen. Weitere Informationen rund um das Thema findet ihr in der Beschreibung. Wenn ihr Fragen an Herrn Rheinschmidt habt, könnt ihr uns diese gerne zuschicken unter podcast.bnn.de. Herr Rheinschmidt, wir sehen uns nächste Woche wieder. Auf jeden Fall. Bis dahin. Tschüss.

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