Mika, der freche Zwerg: Eisbär-Alltag im Karlsruher Zoo
Shownotes
Gäste dieser Folge: Dr. Matthias Reinschmidt, Zoodirektor des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe
Anja Vielenbach, Tierpflegerin im Revier Lauterberg (u. a. zuständig für Eisbär Mika)
🐻 Themen & Highlights: Wie Tierpflegerin Anja Vielenbach ihren Weg zu den Eisbären fand
Mikas freche Seite: Krähenjagd, Ballspiel und Lachsemulsions-Fetisch
Die Charaktere der Karlsruher Eisbären:
Mika: neugierig, verspielt, wild
Nuka: kluge, durchsetzungsstarke Eisbärenmama
Kapp: gemütlich, sensibel – und Paprika-Liebhaber
Beschäftigungsideen für Raubtiere – von Kartons bis zur Eisbombe
Warum ganze Ziegen verfüttert werden – und was das mit artgerechter Haltung zu tun hat
Wie nah Pfleger*innen ihren Tieren kommen (Spoiler: Atemluft-Kontakt ist drin)
Spitznamen, Lieblingsfutter und ein Eisbär mit Star-Allüren
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🔗 Weiterführende Links: Website des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe; https://zoo-karlsruhe.de/
Alle Artikel und Berichte über Mika auf der Website der Badischen Neusten Nachrichten unter https://bnn.de/thema/eisbaeren-zoo-karlsruhe
Transkript anzeigen
Hey und herzlich willkommen zu Eis, Eis, Baby, dem Eisbär-Podcast der Badischen Neuesten Nachrichten mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Pur. Mein Name ist Tina Meyer, ich bin Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten.
Und heute habe ich was Besonderes für euch. Ich darf insgesamt zehn Magazine der Badischen Neuesten Nachrichten über den kleinen Karlsruher Eisbär Mika an euch verlosen. Schreibt uns dafür eine E-Mail mit dem Betreff „Eisbär“ an redaktion.gewinnspiel.bnn.de Einsenderschluss ist Mittwoch, 21. Mai um 12 Uhr.
So und jetzt geht's los mit der heutigen Folge und die dürfte besonders spannend werden. Neben Zoodirektor Matthias Reinschmidt ist nämlich auch Anja Vielenbach zu Gast. Anja Vielenbach ist Tierpflegerin im Karlsruher Zoo und unter anderem für Mika zuständig. Hallo Frau Vielenbach. Hallo Herr Reinschmidt. Hallo. Hallo.
Frau Vielenbach, wie lange sind Sie denn schon Tierpflegerin im Karlsruher Zoo?
Also ich habe auch meine Ausbildung hier im Zoo gemacht und ich bin seit 2016, habe ich meine Ausbildung angefangen, war dann 2019 fertig und bin jetzt seit sechs Jahren eben als Gesellin hier im Karlsruher Zoo eingestellt und auch seit fünfeinhalb Jahren tatsächlich im Revier Lauterberg, wo eben auch der Mika dazugehört.
Und Sie haben es gerade eben in unserem Vorgespräch schon gesagt, Herr Reinschmidt, Sie erinnern sich noch sehr gut, wie Sie Frau Vielenbach eingestellt haben. Wie war das denn? Absolut. Ich bin 2015, habe ich hier angefangen, am 1. Juli als Zoodirektor und meine ersten Azubi-Vorstellungsgespräche waren im Februar 2016. Wir hatten zu dem Zeitpunkt zwei Lehrlinge eingestellt und hatten sicherlich zwölf oder vierzehn Kandidatinnen und Kandidaten und zwei Mädels haben besonders herausgeragt. Das war die Frau Hartmann und die Frau Vielenbach und die zwei, als die beiden das Zimmer verließen, haben wir schon gleich gesagt, es war bei beiden gleich. Die waren super gut. Da können wir nicht dran vorbei und das hat sich bis heute bewährt. Also es ist dann auch schön, so junge Menschen dann irgendwo auch begleiten zu können, die ihre Ausbildung machen und es bestätigt sich dann auch in der Ausbildung, dass man die richtigen rausgesucht hat, weiß man nicht immer, klappt auch nicht immer, aber allermeistens schon. Und ja, wenn wir dann eine freie Stelle haben, dann übernehmen wir so gute Azubis natürlich auch gerne und das haben wir damals mit der Frau Vielenbach auch gemacht und sie ist inzwischen sogar stellvertretende Revierleiterin. Also sie hat sich richtig da reingearbeitet in dieses Revier und das bestätigt uns, dass wir da auf dem richtigen Weg mit ihr sind.
Und Sie lieben Ihren Job, Frau Vielenbach?
Absolut. Also ich könnte mir für mich persönlich nichts Besseres vorstellen.
Was ist denn das Besondere oder was lieben Sie so an Ihrer Arbeit?
Also auf alle Fälle natürlich grundsätzlich die Arbeit mit Tieren. Also vieles, was man da eben auch reinsteckt in die Pflege, bekommt man natürlich auch zurück in gewisser Maße. Was mir sehr gut gefällt, ist auch das Training, was wir mit unseren Tieren machen und ja, einfach das viele draußen sein, viel in Bewegung sein. Also ich könnte mir definitiv keinen Bürojob für mich vorstellen.
Und jetzt gucken natürlich alle besonders auf Sie, weil Sie auch Eisbärenpflegerin sind oder in Ihrem Beruf eben auch für die Eisbären zuständig sind. Wie ist denn der Mika so?
Der Mika, der ist, denke ich, so wie man sich einen jungen Eisbär auch vorstellt. Der ist flächig, hat sehr viel Energie. Mittlerweile ist er schon manchmal auch so ein bisschen unabhängiger von der Mama unterwegs. Da muss sie dann auch immer mal ein bisschen gucken gehen, wo ist er denn jetzt gerade? Nichtsdestotrotz macht sie ja auch einen super Job. Aber ja, er ist einfach frech. Manchmal muss die Mama ihm dann auch Bescheid sagen. So geht's nicht. Ja, ein junger, spritziger Mann.
Und wie ist die Nuka jetzt so im Vergleich, so charakterlich? Was würden Sie da sagen?
Die Nuka, also die ist seit Anfang März letzten Jahres bei uns und da haben wir auch schon von Anfang an gemerkt, okay, das ist ein sehr intelligentes Tier. Sie kann auch manchmal ein bisschen zickig sein, sage ich jetzt mal, wenn es vielleicht mal nicht schnell genug geht oder so. Also vom Charakter her würde ich schon sagen, dass sie gerade jetzt auch als Mama schon geduldig ist, aber trotzdem auch in die richtige Richtung weist, sage ich jetzt mal.
Und der Kapp, den Papa, der ist zwar von den beiden getrennt auf der Anlage untergebracht, aber den wollen wir auch nicht vergessen. Den kümmern Sie sich ja auch. Wie ist der so? Natürlich. Der Kapp, den bezeichne ich immer sehr gerne als energieeffizient. Ja, also er ist auch ein sehr gemütlicher Eisbärenmann. Ich würde vielleicht fast auch behaupten, ein bisschen sensibler, wenn das ein bisschen blöd klingt vielleicht für einen Eisbären, aber er ist sehr ruhig, sehr entspannt. Ja.
Was bringt denn Ihre Arbeit als Tierpflegerin jetzt mit? Was müssen Sie so machen?
Ja, das geht halt alles rund ums Tier. Also da die Pflege beinhaltet natürlich das Füttern, das Saubermachen, in gewissem Maße auch Trainieren, wenn man zum Beispiel irgendwelche Medikationen bei den Tieren vornehmen oder auch allein schon, dass wir die Tiere komfortabel zum Beispiel auch einsperren können, weil wir müssen ja auch die Anlagen reinigen und die Innenboxen. Und das möchten wir natürlich alles so machen, dass die Tiere sich auch wohl damit fühlen. Also ist das auch mit ein bisschen Arbeit verknüpft und dementsprechend. Genau. Also füttern, saubermachen, trainieren und natürlich auch beschäftigen, was ganz wichtig ist, dass die Tiere immer einen schönen Tag haben.
Wie beschäftigen Sie die so? Was haben Sie jetzt zuletzt? Sie haben heute einen freien Tag, aber was haben Sie in Ihrem letzten Arbeitstag? Wie haben Sie sie da beschäftigt? Das versuchen wir immer ganz vielfältig zu sein. Also ich denke, die Eisbombe ist mittlerweile schon jedem gut bekannt. Das geht dann weiter über dicke Pappröhren, die wir zum Beispiel von der Druckerei gespendet bekommen, wo die Bären auch wirklich lange und gut was damit zu tun haben. Das geht über Kartons, Laub, was sie teilweise dann auch fressen oder einfach nur zerstören und kaputt machen. Das macht ja auch sehr viel Spaß, gerade für den Mika. Schwimmspielzeuge, alles, was man im Wasser anbieten kann. Also da haben wir ein sehr großes Repertoire oder zum Beispiel auch Futter eingraben. Wir haben ja einen großen Sandbereich, was ja auch ein natürliches Verhalten wäre, eben für die Eisbären, dass wir auch so ein bisschen graben können. So in die Richtung geht es dann.
Herr Reinschmidt, gucken Sie auch immer mal wieder hinter die Kulissen bei den Eisbären oder ist das Frau Vielenbachs Gebiet und das der andere?
Das ist natürlich in erster Linie das Gebiet der Pfleger. Aber wir kommen jede Woche in unserer Kuratorenrunde natürlich im Revier vorbei, kann auch sein unter der Woche mal das eine oder andere. Aber wir sind auch regelmäßig da. Und ich muss sagen, gerade wenn sie jetzt so beschreibt, was sie alles macht, da merkt man genau, dass sich der Tierpflegerberuf auch geändert hat. Also nicht nur sauber machen und füttern, sondern der Tierpfleger ist auch Animateur und Entertainer für die Tiere heute und das zum großen Maße auch. Denn die Langeweile der Tiere ist etwas, was wir heute nicht mehr akzeptieren wollen. Und das gehört dazu, um die Tiere zu beschäftigen, auch tiergerecht zu halten, dass sie sich halt immer wieder was Neues einfallen lassen. Und das machen die natürlich.
Wie oft müssen die denn fressen am Tag, die Eisbären? Oder wie oft füttern sie die?
Das ist ganz unterschiedlich. Also manchmal gibt es zum Beispiel Ganzkörperfütterung, was natürlich für die Tiere auch immer sehr gut ist, also quasi mal eine ganze Ziege. Manchmal gibt es dann Tage, wo wir eben etwas kleinstückiger füttern. Dann sind es mehrere Fütterungen. Wenn es jetzt eine große Portion gab, dann gibt es vielleicht auch mal einen Fastentag zwischendurch. Genau, also da sind wir ganz, ganz flexibel. Wir verpacken auch viel Futter gerne in Beschäftigung, dass sie da einfach auch so ein bisschen was dafür tun müssen. Ein bisschen das Köpfchen anstrengen, dann auch daran zu kommen. Also da sind wir ganz flexibel, mal ganz viel Fütterung. Manchmal gibt es dann eine große, wo sie dann eben auch länger daran beschäftigt sind.
Lieblingsfutter der Eisbären
Frage: Haben die Eisbären eigentlich individuelle Vorlieben beim Futter?
Antwort (Anja Vielenbach): Ja, natürlich. Die Geschmäcker sind ganz unterschiedlich, ähnlich wie bei uns Menschen:
Kapp liebt Paprika und Endiviensalat.
Nuka mag Tomaten und Mais sehr gern.
Mika ist großer Fan unserer Lachsemulsion.
Was sie nicht mögen:
Kapp mag keinen Sellerie – den frisst dagegen Nuka gerne.
Grundsätzlich fressen alle sehr gern Fisch und Fleisch. Es gibt jedoch Unterschiede: Bei besonderem Fleisch riechen sie oft erst länger daran, bevor sie es fressen – andere Stücke sind sofort weg.
Spitznamen der Eisbären
Frage: Stimmt es, dass Kapp wegen seiner Paprikaliebe einen Spitznamen bekommen hat?
Antwort: Ja, wir nennen ihn liebevoll "Paprikaps".
Frage: Haben die Eisbären sonst noch Spitznamen?
Antwort:
Mika wurde anfangs "Zwergnase" genannt.
Kapp wird oft "Kappi-Bär" gerufen.
Und dann gibt es noch den Kosenamen "Schnuckinucki" – ein Insider unter den Tierpflegern.
Nähe und Reaktion auf Pfleger*innen
Frage: Wie nah kommen Sie als Tierpflegerin den Eisbären eigentlich?
Antwort: Etwa 1,5 Meter Abstand – z. B. beim Füttern über Gitter mit langen Pinzetten. Wir füttern sie nie aus der Hand. Aber wir riechen uns gegenseitig, spüren manchmal sogar ihren Atem. Das ist intensiver als durch eine Glasscheibe.
Frage: Reagieren die Eisbären auf ihre Pflegerinnen und Pfleger?
Antwort: Ja, definitiv. Sie erkennen uns an Geruch und Erscheinung. Wenn wir vorbeilaufen, schauen sie uns nach oder kommen zum Stall.
Ergänzung (Dr. Reinschmidt): Das fällt auch Besuchergruppen auf. Die Bären reagieren deutlich auf ihre Pfleger.
Beschäftigung und Abwechslung
Frage: Wie sorgen Sie für Abwechslung bei der Beschäftigung?
Antwort: Wir bieten: Kartons, Laub, Pappröhren, Schwimmspielzeug, Eisbomben. Futter wird eingefroren oder vergraben. Auch beim Ball wechseln wir Größe, Inhalt und Geruch – manchmal frieren wir sogar Futter daran fest.
Artgerechte Fütterung & Reaktionen
Frage: Was ist die Aufgabe von Ganzkörperfütterung im Zoo?
Antwort: Sie ist extrem wichtig für die Ernährung. Innereien, Fell, Knochen liefern Nährstoffe, die Muskelfleisch nicht enthält. Besucher sollen erkennen: Eisbären sind Raubtiere, keine Kuscheltiere.
Frage: Wie reagieren Zoobesucher darauf?
Antwort (Reinschmidt): Früher sorgte das für Aufregung, heute verstehen es viele. Die Tiere stammen nicht aus Massentierhaltung, sondern aus eigener artgerechter Haltung – ein natürlicher Kreislauf.
Revier, Lieblingstiere und Karriereweg
Frage: Welche Tiere gehören noch zum Revier Lauterberg?
Antwort: Kalifornische Seelöwen, europäische Seehunde, Zwergotter, Magellan- und Humboldt-Pinguine, Schneeleoparden, Nasenbären, Edwardsfasane, rote Pandas und Kropfgazellen.
Frage: Haben Sie unter den Tieren Lieblinge?
Antwort: Ja – ganz klar: Stevie, der Seelöwen-Bulle, und Kappi, unser gemütlicher Eisbär.
Frage: Wussten Sie schon immer, dass Sie mit Eisbären arbeiten wollen?
Antwort: Das kam erst in der Ausbildung. Ab dem dritten Lehrjahr durfte ich ins Revier Lauterberg. Die Vielfalt der Tierarten und die Eisbären selbst haben mich sofort fasziniert.
Frage: Wie sind Sie Tierpflegerin geworden?
Antwort: Ich war schon als Kind tierbegeistert. Nach einem Schülerpraktikum im Zoo habe ich mich sofort beworben – und wurde glücklicherweise direkt genommen.
Frage an Herrn Reinschmidt: Was hat Sie überzeugt, Frau Vielenbach einzustellen?
Antwort (Reinschmidt): Nicht die Noten, sondern ihr Engagement und ihre Begeisterung. Sie war sozial aktiv, brannte für den Beruf – genau solche Menschen suchen wir.
Öffentlichkeit, Medien und tierische Anekdoten
Frage: Wie gehen Sie mit der medialen Aufmerksamkeit um?
Antwort: Ich bin vor Interviews immer nervös, aber sobald es losgeht, macht es Spaß. Ich rede gern über die Tiere und bekomme viel positives Feedback.
Frage: Gibt es etwas über Mika, das die Zoobesucher nicht wissen?
Antwort: Er hat bereits drei oder vier Krähen gefangen! Er ist sehr flink und verspielt. Die älteren Bären sind da entspannter.
Frage: Spielt Mika noch mit dem Ball?
Antwort: Ja, sehr gerne. Große und kleine Bälle, mit Laub, Gerüchen oder Futter. Die Lachsemulsion eignet sich zum Anfrieren gut – Lachsöl eher nicht.
Frage: Trinkt Mika noch Milch?
Antwort: Ja, regelmäßig. Vielleicht etwas weniger, aber Eisbären trinken bis etwa zwei Jahre bei der Mutter. Auch seine nächtliche Aktivität nimmt langsam ab – das wird aktuell in einer Masterarbeit untersucht.
Verabschiedung & Gewinnspiel
Danke fürs Zuhören! 🎧
🧊 Wenn ihr eines der exklusiven Mika-Magazine gewinnen möchtet, schickt eine E-Mail mit dem Betreff „Eisbär“ an: 📧 redaktion.gewinnspiel@bnn.de🕛 Einsendeschluss ist Mittwoch, 21. Mai, 12 Uhr.
Bis zur nächsten Folge – und bleibt neugierig auf Mika & Co.!
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