Eisbären unterwegs: So laufen Tiertransporte im Zoo ab
Shownotes
In der aktuellen Folge "Eisbären unterwegs: So laufen Tiertransporte im Zoo ab" des BNN-Podcasts „Eis, Eis, Baby“ sprechen Zoo-Kuratorin Claudia Vollhardt und Zoo-Direktor Matthias Reinschmidt mit Redakteurin Tina Mayer über Tiertransporte.
Immer wieder müssen auch größere Zootiere wie Eisbären von einem Tierpark in einen anderen transportiert werden – ein großer logistischer Aufwand.
Reinschmidt geht im Podcast außerdem auf Kaps Gesundheitszustand ein. „Er ist ein älterer Herr, der im Moment backstage lebt“, so der Zoo-Direktor.
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Alle Infos zu Mika und seinen Eltern Kap und Nuka gibt es HIER.
Transkript anzeigen
Hey und herzlich willkommen zu Eis, Eis, Baby, dem Eisbär-Podcast der Badischen Neuesten Nachrichten mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Pur. Mein Name ist Tina Meyer, ich bin Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten. Heute haben der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmind und ich einen weiteren Gast in der Sendung. Claudia Vollhardt ist Kuratorin im Zoo und als solche unter anderem für die Eisbären zuständig. Mit ihr wollen wir heute darüber sprechen, wie Eisbären eigentlich von einem in den anderen Zoo transportiert werden. In Karlsruhe steht ein solcher Umzug gerade zwar nicht an. Anouk, die Tochter von Eisbär Kapp, ist aber gerade aus dem Tierpark Hagenbeck in einen französischen Zoo umgezogen. Hallo Frau Vollhardt. Hallo. Hallo Herr Reinschmidt. Hallo Frau Meyer, ich grüße Sie und freue mich, dass Sie wieder da sind. Ja, sehr gerne, immer wieder. Bevor wir über die Transporte sprechen, wollte ich Sie, Herrn Reinschmidt, doch gerne noch mal kurz fragen, wie es denn im Kapp geht. Was macht unser Patient? Ja, ich habe ihn heute Morgen gerade gesehen. Er ist im Moment Backstage untergebracht. Das ist ein älterer Herr, der einfach jetzt da im Moment Backstage lebt. Aber es geht ihm nicht schlecht. Also es ist ihm schon deutlich schlechter gegangen. Er ist einfach sehr ruhig im Moment. Aber ansonsten kann man sagen, er hat sich stabilisiert. Da sind wir aber froh. Ja. Was sagen die Tierärzte? Die Tierärzte sehen das genauso. Wir haben heute Morgen unsere Kuratorenrunde gehabt. Da war Frau Vollhardt dabei, unsere Artenschutzkuratorin und die beiden Tierärzte und der Betriebsmeister. Machen wir jeden Montagmorgen. Und da sind wir auch gleich bei Kapp vorbeigegangen und haben ihn begutachtet. Und es ist auf jeden Fall nicht schlechter wie letzte Woche. Okay, gut. Ist denn schon absehbar, ob er wieder nach draußen kommt? Oder lassen Sie ihn erst mal drin? Ja, wir werden ja jetzt in Kürze auch eine Änderung vornehmen. Wir werden die Mutter mit ihrem Mika jetzt auf die Großanlage im Laufe der Woche lassen. Und dann hat Kapp auch die Möglichkeit, wieder rauszukommen, wenn er das will, in die kleinere Anlage, wo jetzt Nuka und Mika saßen die ganze Zeit. Und wenn er das dann will. Aber drinnen ist natürlich auch schön kühl. Da geht es im Moment ihm am besten. Alles klar. Frau Vollhardt, jetzt haben wir gerade gehört, Sie sind Kuratorin im Zoo. Vielleicht können Sie unseren Hörerinnen und Hörern kurz erklären, was das ist. Ich glaube, es kann sich vielleicht nicht jeder spontan was darunter vorstellen. Also als Kuratorin im Zoo habe ich unterschiedlichste Aufgaben. Also ich bin jetzt in meinem Fall verantwortlich für drei Reviere. Ich war vorher für alle verantwortlich. Jetzt sind es in Anführungszeichen nur noch drei. Das Dickhäuterhaus, die großen Wasserwelten mit dem Lauterberg, wo eben auch die Eisbären mit dabei sind und die Afrikaanlage. Und abgesehen davon, dass ich natürlich für das Management der Tiere dort in den Revieren verantwortlich bin und für das Personal auch, bin ich natürlich auch verantwortlich für die Kommunikation der unterschiedlichen Zuchtprogramme von den einzelnen Arten an Tieren, die wir da drin halten. Das heißt, viele Arten sind ja bedroht und werden in einem EP gemanagt international. Und da läuft die Kommunikation eben dann über die Kuratoren. Das heißt, wir sagen, wenn wir, wie im Falle von Mika zum Beispiel, jetzt natürlich eine Nachzucht haben, weil wir ja dann auch Empfehlungen bekommen, wo diese Nachzuchten hinreisen sollen, wenn sie dann alt genug sind, um uns zu verlassen. Das wird also auch bei Mugambi mit der jungen Giraffe der Fall sein. Und wir führen natürlich auch so vielfältige Sachen wie die elektronische Datenbank und die Inventurliste. Und fürs Training bin ich für den ganzen Zoo verantwortlich. Das ist dann überspannt, weil das eben meine Expertise einfach auch ist. Und genau, für den Zoo, aber halt die drei Reviere jetzt erst mal zusätzlich noch zu dem, dass ich auch noch selber ein EP leite, nämlich das von den persischen Krofka-Zellen. Vielleicht können wir das auch gerade noch mal kurz sagen. EP bedeutet Europäisches Erhaltungszuchtprogramm. Ja, genau. Das ist so der Begriff, den man früher so benutzt hat. International ist es natürlich eher so das EASA-EXITO-Programm, weil wir ja im Europäischen Verband verankert sind. Das ist ein EASA-EXITO-Programm. Aber das fing mal an als Europäisches Erhaltungszuchtprogramm. Aber es ist ein deutsches Wort und damit kann man natürlich international nichts anfangen. Weil Sie das auch gerade mit den Trainings angesprochen haben. Da haben wir in der Vergangenheit ja auch immer viel drüber gesprochen, wie gerade mit den Eisbären trainiert wird und was die Tierpfleger sich dann auch überlegen. Das heißt aber, das ist dann immer in Absprache mit Ihnen. Oder Sie haben so ein bisschen die Oberaufsicht, kann man das sagen? Ja, auf jeden Fall. Also was Training angeht, läuft es in der Regel alles über mich. Weil ich eben auch dafür verantwortlich bin, unsere Leute anzulernen. Das heißt, denen beizubringen, wie sie es dann den Tieren beibringen. Weil natürlich das momentan noch in der Tierpflegeausbildung kein Punkt ist, den die lernen in der Ausbildung. Bei uns lernen sie es natürlich jetzt, weil ich Vorträge hier für unsere Azubis halte. Und weil unsere Mitarbeiter von mir angelernt werden. Aber das ist auch etwas, wo man einfach viel üben muss. Und da muss man halt auch viel dabei sein. Weil ein Teil ist natürlich die Theorie, um die Technik zu verstehen, auf was das basiert. Und das andere ist dann aber die praktische Anwendung. Und dann muss man am Anfang viel dabei sein, weil das sehr situativ ist. Bei vielen Situationen ist es kein so ein Schwarz-Weiß. Die Technik ist immer dieselbe. Also die Technik, wie wir mit den Eisbären arbeiten und wie wir mit den Elefanten trainieren und den Giraffen trainieren. Die Technik ist dieselbe. Aber natürlich ist die Tierart eine andere und jede Situation ist eine andere. Jede Beziehung ist eine andere zwischen Pfleger und Tier. Und da wird es dann schon sehr speziell. Sind Eisbären besonders herausfordernd zu trainieren? Ach Gott, jetzt müsste man definieren, was herausfordernd ist. Ich meine, natürlich sind wir nicht im direkten Kontakt mit denen. Aber in der Regel macht einen sowas eigentlich immer zu einem besseren Trainer, wenn man jetzt auch nicht unbedingt so ans Tier ran kann, weil man dann halt auch kreativ werden muss, wie man dem Tier kommuniziert, was man gerne hätte, dass es jetzt macht. Insofern, ja, was heißt herausfordernd? Es ist ein Raubtier. Sie haben auch, wie viele andere Tiere, sehr charakterlich unterschiedliche Eigenheiten. Also gerade was so charismatische Tiere angeht, wie jetzt Eisbären oder auch die Elefanten, da haben wir einzelne Profile für die Tiere. Also wir wissen ganz genau, was jedes Individuum mag und was die nicht mögen. Der eine hat diese Vorliebe, der andere diese Vorliebe, weil wir auch mit dem Verstärker, nennen wir das, also im normalen Jargon die Belohnung, die wir geben für bestimmte Sachen, sehr, sehr variabel sind. Also wir sind da sehr abwechslungsreich. Wir achten sehr genau darauf, was sie fressen, wie viel sie fressen, was sie mögen, dass es halt auch nicht langweilig wird, dass es nicht immer dasselbe ist. Natürlich immer innerhalb des Futterplans, den wir natürlich vorgegeben haben, was bei Eisbären ja auch sehr saisonal ist. Also alleine für den Eisbär haben wir vier unterschiedliche Futterpläne, weil wir einfach auch über das Jahr hinweg das so ein Zyklus hat, weil man eben die Weibchen fett füttert, um eine Geburt zu begünstigen. Und so ist das sehr individuell. Aber dementsprechend kennen die Tierpfleger die Tiere auch sehr genau. Und deswegen können die auch meistens sehr schnell sehen, wenn irgendwas mit dem Tier nicht stimmt, sehen die das sofort. Also wenn man trainiert, kriegt man einen anderen Blick fürs Tier. Haben die Eisbären jetzt gerade speziell da auch Vorlieben? Also hören die auf den einen Pfleger mehr als auf den anderen, weil sie den vielleicht lieber mögen? Ja, ist schon so. Also man merkt das schon, dass erstens mal natürlich Leute, die so ein bisschen gut sind, auch ein bisschen Talent mitbringen, fürs Training und vielleicht auch gutes Timing haben. Das macht es natürlich auch dem Tier leicht, immer auch Erfolg zu haben. Aber natürlich, je öfter und je mehr man mit einem Tier auch arbeitet und immer weiter in der Beziehung arbeitet, dann merkt man natürlich schon, dass es da Vorlieben gibt, weil die Beziehung einfach enger ist. Also für bestimmte Sachen, die schwierig sind oder so, fängt man auch öfter mal an, mit dem liebsten Trainer zu arbeiten und den zweiten dann nebendran zu stellen, bis der zweite dann praktisch den Effekt vom ersten, das färbt so ein bisschen ab. Also Sie können praktisch den Lieblingstrainer auch als Verstärker benutzen für den zweiten Trainer. Interessant. Ja, ja, das ist nicht so oberflächlich. Wir sind lange im Training über diese, was die meisten sich so vorstellen, so Zirkus-Kunststücke hinaus. Das ist es schon lange nicht mehr. Es geht darum, das Management der Tiere zu verbessern, das reibungsloser zu gestalten, zeitspannend zu gestalten. Möglichst kooperativ zu gestalten, dass die Tiere das gerne machen, dass man da auch weniger Risiko hat, weil keiner, gut, beim Eisbär geht es eh nicht, aber auch, dass man bei anderen Tieren, wo man jetzt ran könnte, zum Beispiel beim Seelöwen oder so, dass man da jetzt nicht irgendwie festhalten muss oder so, oder dass die Tiere einfach trainiert sind, da freiwillig mitzumachen, weil für die ist es wie ein Spiel. Für die ist es wie ein Spiel und die sollen damit komplett nur positive Sachen, angenehme Sachen verbinden und dann soll das für die im Idealfall wie ein Spaß sein, wie ein Spiel sein. Um jetzt gerade mal den Bogen zu schlagen zu den Tiertransporten, ich finde das total spannend. Ich erinnere mich noch, als Kapp wieder nach Karlsruhe kam, vor ungefähr zwei Jahren war das, und wie er mit dieser Transportkiste kam. Und er hatte damals auch seinen Pfleger aus Hagenbeck, wo er ja herkam, dabei. Das war dann auch wichtig für ihn in diesem Moment oder bei diesem Transport? Ja, es machen Tools schon mal, dass sie den Pfleger mitschicken. Es ist jetzt nicht unbedingt so nötig, zumal er jetzt ja bei uns schon bekannt war. Er ist ja unser Bär und die Pfleger bei uns schon kannte. Aber das ist jetzt nicht so ungewöhnlich, dass man auf einen Eisbärtransport oder auch einen Menschenaffentransport oder einen Elefantentransport auch einen Pfleger mitschickt. Einfach, dass auch während des Transports eine vertraute Stimme da ist, eine vertraute Person da ist. Also das ist jetzt nicht so unüblich. Das macht man jetzt nicht bei jedem Tier. Da ist es aber auch nicht nötig. Ich denke jetzt auch bei Kapp wäre es nicht nötig gewesen. Aber genau, auch das Transporttraining fällt in diese Kategorie mit. Es soll alles kooperativ im Spaß antrainiert werden. Ob wir jetzt jemandem Blut abnehmen oder Ultraschallen oder die Wiegen oder die Röntgen. Das versuchen wir alles freiwillig hinzutrainieren. Dann wird es risikofrei für alle Beteiligten. Für das Tier, für die Tierärzte, für die Pfleger, für alle. Ich erinnere mich auch noch gerne, als Kapp trainiert wurde, dass er nach Hamburg geht, sozusagen in die Transportkiste. Da haben sie immer mit Leckerli gelockt. Die Kiste ist angedockt am Innengehege. Und dann das, was er am liebsten frisst, Mayonnaise oder Lachsöl oder sowas. Mit dem wird er dann immer gelockt. Und das ist dann positiv. Dann verbindet er diese Kiste mit Positivität. Da kriege ich immer was. Bis zu dem Tag, wenn dann der Schlag nach unten geht, wenn er wieder Leckerli bekommt. Und dann ist er halt drin. Dann ist er halt drin. Aber das Ziel ist schon, dass die da freiwillig reingehen. Ja, und natürlich üben wir auch, diesen Schieber zu bewegen. Es ist im Idealfall so, dass man tatsächlich vorher auch wirklich diese Schieberbewegung übt. Dass die das hören, dass da sich was bewegt. Und das macht ja auch ein Geräusch. Natürlich ist es dann ein punktueller Stress, weil dann irgendwann natürlich der Schieber nicht mehr hochgeht und sie wieder rauslaufen, sondern sie dann erstmal transportiert werden. Aber das ist ein punktueller Stress, der in der Natur überall vorkommt, mit dem Tiere eigentlich in der Regel auch ganz gut klarkommen. Solange es kein Dauerstress ist. Man tut in der Biologie ja immer den Eustress mit dem Dysstress vergleichen. Der Eustress ist so ein positiver Stress, den ein Organismus auch braucht, um gut funktionieren zu können. Und ein Dysstress ist so ein dauerhafter Stress, der dann auch chronisch krank macht. So eine einmalige Sache ist dann ganz gut zu verkraften. Aber jetzt sind wir schon mittendrin, und wir werden darauf vorbereitet werden, auf so einen Transport im Training. Genau. Also bei uns ist es alles natürlich auch ein bisschen sehr eng. Das heißt, es ist keine Durchlaufkiste, sondern es ist eigentlich eine Kiste, die angedockt ist. Und was praktisch schon eine Sackgassensituation ist. Das heißt, er muss da rein, und er muss dann auch, wenn wir üben, rückwärts wieder raus. Aber auch das benutzen wir als Verstärker. Das heißt, am Anfang, man baut es im Training immer sehr, sehr kleinteilig auf. Also immer so kleinteilig, dass das Tier immer einen erfolgreichen Schritt machen kann. Wir nennen sowas Approximationen. Das heißt, wir verlangen nie von 0 auf 100 das Ganze vom Tier. Meistens weiß es auch gar nicht, was wir von ihm wirklich wollen. Sondern wir machen das immer in kleinen, kleinen Schritten. Also zum Beispiel, wenn wir tatsächlich von der Box in die Kiste rufen, dass wir dann vorne durch die Kiste durchgucken. Und alleine schon, wenn der Kopf reingesteckt wird und nur reingeguckt wird, das verstärken wir am Anfang schon. Das heißt, das belohnen wir schon. Und dann gehen wir wieder zurück zu der Ausgangsposition. Und dann immer ein Stückchen weiter. Dann mal vielleicht, dass ein Schritt in die Kiste gesetzt wird. Dann vielleicht die zweite Tatze in die Kiste gesetzt wird. Und dann aber immer wieder selber rausholen, damit das Tier auch, das nennt man negative Verstärkung, dass man etwas, was am Anfang ein bisschen spooky ist und unangenehm, dass man selber das Tier da wieder rausholt, ist auch Verstärkung für das Tier. Und natürlich, kein Tier findet das per se super gut, irgendwo in einem beengten Raum eingesperrt zu werden. Und wenn wir das üben, wenn die dann merken, okay, da gehen wir rein, da gehen wir auch wieder raus, dann funktioniert das gut. Braucht der Bär trotzdem ein Beruhigungsmittel vor so einem Transport? Nein, das haben wir bisher nie gemacht. Gott sei Dank. Weil wir natürlich auch vermeiden wollen, für uns worst case wäre, das funktioniert nicht und wir müssten ihn in Narkose legen. Aber dann müssten wir natürlich auch mehrere 100 Kilo in diese Kiste ziehen. Und das will ja auch niemand. Und dann ist ja auch Narkose immer mit einem Risiko verbunden für den Körper. Das ist eine Belastung für den Organismus. Und das versuchen wir natürlich, wenn es geht, immer zu vermeiden. Gibt es Spezialunternehmen, die sowas machen? Ja, da gibt es professionelle Tiertransportunternehmen, die spezialisiert sind auf genau das. Die natürlich auch entsprechende Genehmigungen haben müssen, dass sie sowas auch transportieren dürfen. Die müssen natürlich auch die passenden Kisten haben oder sie müssen die Gefährte haben. Jetzt haben wir zum Beispiel Gott sei Dank eine eigene Bärenkiste, die wir da halt angedockt haben. Manche haben aber auch eigene Kisten. Die müssen dann natürlich aber auch eisbärsicher sein, weil es natürlich ein kräftiges Tier ist und muss natürlich die Kiste auch halten. Oder wenn man eine Giraffe transportiert, braucht man natürlich ein entsprechend hohes Gefährt. Brauchen die entsprechende Kisten, sonstige Gefährte, Anhänger auch und natürlich die entsprechenden Genehmigungen. Das sind professionalisierte Firmen, die das machen. Oder ein Elefant, der ja nochmal einiges schwerer ist. Ja, da kriegt man einen ganzen Container. Dann muss man dafür sorgen, dass da ein Schwerlastkran kommt und den Container vom LKW dann runterhebt. Und dann schwebt der Elefant über die Brücke bei uns direkt ins Innengehege. Aber das sind logistische Meisterleistungen. Das glaube ich, ja. Was wiegen unsere Elefantendarm? So viereinhalb Tonnen. Das ist schon nochmal eine andere Nummer. Und das ist nur der Elefant. Genau, da kommt ja noch der Container. Der Container ist natürlich auch sehr massiv. Klar, das ist ein Elefant, der nimmt alles auseinander. Da kann man gerade nochmals doppelt rechnen. Ja. So ein Transport, gerade von Kapp, als letzten Transport, den wir hier von den Eisbären noch präsent haben, von Hamburg nach Karlsruhe, ist ja schon eine Ecke. Der ist ja dann schon mehrere Stunden bei diesem Transport. Stresst das den? Also wenn die mal fahren, ist es ganz oft so, dass dieses Gejuckel beim Fahren, dass die dann ruhig werden. Also klar, erst mal in der Kiste und erst mal aufgeladen. Das ist natürlich erst mal dieser Moment, wo alles dann anders ist. Aber wenn sie dann mal fahren, ist es in der Regel so, dass die dann auch ganz ruhig sind. Dann muss man natürlich immer noch gucken. Eisbären, ganz oft wird auch über Nacht gefahren, gerade wegen den Temperaturen. Oder man hat gleich jemanden, der klimatisiert fährt, weil er halt tagsüber fährt. Weil ja dann nachts ist es auch meistens mit dem Verkehr besser. Also lauter solche Sachen muss man berücksichtigen. Viele, wir inklusive, laden Tiere ungerne nachts im Dunkeln aus. Macht man eigentlich nicht. Man guckt, dass man im Hellen irgendwie ankommt, dass man im Hellen ausladen kann, dass man auch nochmal nach dem Tier gucken kann, wie es sich dann nach Ausladen benimmt. Aber ja, also es ist logistisch mehr Aufwand, als man sich vorstellt. Ja, ja. Und auch wenn die dann kommen, erinnern Sie sich noch, wie Kapp damals wiederkam? Da waren Sie ja auch dabei. Ja, klar. Wie war das so? Das ist dann immer eine Aufregung im Zoo, wenn ein Tier wiederkommt oder wenn ein neues Tier kommt. Und gerade wenn so ein charismatisches Tier wie Kapp kommt, dann stehen dann schon zehn Pfleger drumherum und gucken noch. Und natürlich das ganze Revier. Und da ist aber auch dann der Fahrer dabei, der Experte, der das Tier auch in Hamburg aufgeladen hat und der dann auch Anweisungen gibt, wie Stapel-, Gabelstapler-Fahrer dann herzufahren hat, um den dann runterzunehmen mit der Kiste und so. Also das machen dann unsere eigenen Leute, die übernehmen dann wieder. Und da halte ich mich immer als Beobachter ganz zurück. Das sollen die Leute vor Ort, die dann sowieso mit dem Tier arbeiten, das machen. Und da ist man dann auch gern in der Beobachtersituation. Ich durfte damals tatsächlich auch in der Beobachtersituation sein, also von draußen natürlich. Aber ich habe dann auch die Kiste gesehen und die ganzen Kollegen, die dann drumherum standen. Aber ich fand, das war ein fast feierlicher Moment. Es war auch ganz ruhig. Keiner hat was gesagt. Das fand ich sehr beeindruckend. Auch wenn es vielleicht irgendwie doch alltäglich ist, ist es schon was Besonderes. Ja, aber wenn dann die Menschen noch rumschreien, das hat auch keinen Wert. Das ist richtig. Nee. Ja, klar, Sie wissen ja dann auch. Da ist man dann schon auch etwas ruhiger, damit es nicht noch einen zusätzlichen Stress kommt von tausend Stimmen. Also wir beobachten meistens. Wahrscheinlich ist deswegen ja so ein bisschen ruhiger und gucken erst mal. Aber alltäglich ist das auf keinen Fall. Also wenn was wie Elefant oder Eisbär kommt in dem Kaliber, dann ist das alles andere als Routine. Also alltäglich ist das nicht. Das ist immer was Besonderes, solche großen Tiere. Wenn ein kleiner Vogel kommt, der kommt in einer kleinen Holzkiste, das ist halt so. Aber so ein großes Tier, Elefant oder Eisbär oder Giraffe, auch wir erinnern an die Giraffentransporte, die wir ja zum Bau unserer Afrikasavanne zweimal durchführen mussten. Erst mal die Giraffen nach Kronberg schaffen und dann wieder zurück. Das sind schon ganz besondere Momente. Auch bis die Giraffe erst mal drin ist im Hänger. Und raus ging es meistens schneller. Ja, raus geht immer schneller. So oft. Wobei wir es bei der Nuka auch hatten. Kistenschieber ging auf, kam raus, ist aber direkt wieder rein. Und wieder raus und wieder rein. Fünfmal da draußen reingelaufen, das war schon eine sehr coole Socke. Die war sich ihrer Sache sicher. Ja, die konnte man direkt sehen, die ist mutig. Ich erinnere mich noch an einen Transport, da war ich noch nie hier Zugeregter, sondern noch auf Teneriffa im Loro Parque und habe die Savo gebracht, die Löwin. Und wir haben das alles mit dem Fernsehteam gefilmt und den ganzen Transport von Teneriffa, bis die in der Kiste saß, dann mit dem Schwerlastkran aus dem Gehege gehoben wurde, zum Flughafen und dann ins Flugzeug rein. Und in Nürnberg ist sie ausgeladen worden. Und Dr. Becker hat mich damals empfangen. Und wir haben dann die Kiste gerade so ins Auto gebracht, ein Zentimeter Luft war dazwischen. Also das war schon eine ganz besondere Sache. Und dann sind wir nachts hier angekommen, irgendwann um eins oder zwei, ich weiß nicht mehr genau. Und morgens um sieben haben wir die Kiste dann eben direkt herangestellt ins Gehege. Und die Savo hat sich in den Ausgang gelegt und hat sich sechs Stunden nicht bewegt. Einfach nur den Kopf ausgestreckt, wollte da nicht rein, aber wollte auch nicht zurück in die Kiste. Die lag da und hat sich das alles nur angeguckt. Erstmal Lage checken, ja. Bis das Fernsehteam dann aufgegeben hat. Das hatten wir tatsächlich bei dem Schneeleopard auch mal, dass der hier ankam aus Frankreich und der partout nicht aus der Kiste raus ist. Und dann lässt man dem Tier natürlich Zeit. Ja, kein Problem, kann sich natürlich alle Zeit der Welt nehmen. Und wir wussten, dass er rauskam, weil wir am folgenden Tag die Box, die sah aus wie auf links gedreht. Also der muss da so richtig gewütet haben. Da war alles an Bett, an Häusern, alles durcheinander geschmissen. Aber wenn man dann kam, war er wieder drin. Also der hat ein bisschen gebraucht, um aufzutauchen. Und so haben wir dann auch Kamera installiert, um zu sehen, was der da nachts eigentlich treibt. Und das haben wir dann auch mit viel, viel Training und so und vielen kleinteiligen Schritten und so haben wir den dann an uns gewöhnt. Also es sind immer wieder Überraschungen. Das macht ja das Spannende, das ist kein Transport wie der andere. Wie lange dauert denn die Vorbereitung so insgesamt? Das kann man nicht so pauschal sagen. Also natürlich, je früher man anfängt, desto leichter wird es, weil man natürlich, also wenn man ständig trainiert und ein Tier kann das aus dem FF, dann muss man auch nicht intensiv irgendwas vorher machen. Dann können die das schon. Aber jetzt ist zum Beispiel bei uns auch so, dass wir auch nicht unbedingt immer diese Transportkiste da stehen haben, weil das einen großen Teil unserer Fischküche in Anspruch nimmt vom Platz her, den wir sonst noch anders nutzen können. Das heißt, wenn wir wissen, da steht jetzt kein Transport an, dann bauen wir die auch schon mal ab. Aber prinzipiell ist es ganz gut, wenn man sie dauerhaft hat, weil dann kann man auch einfach die dauerhaft aufmachen für das Tier und dann können die da auch reinlaufen und dann können die auch von uns in der Küche aus eben öfter mal irgendwelche Leckerli dazu geschoben bekommen und so, dann ist das für die so ganz normal, da rein und raus zu laufen. Und ansonsten ist es immer so ein bisschen davon abhängig, was für eine Vorerfahrung bringen die mit, muss man da irgendwas gegenkonditionieren, haben die ja eine schlechte Erfahrung gemacht. Und vor allen Dingen, wie erfahren sind auch die Trainer dann wiederum. Ich sage immer, je besser man es hinkriegt, mit dem Tier zu kommunizieren, was man von ihm will, desto schneller geht es in der Regel auch. Und natürlich, wie viele Trainingseinheiten man es überhaupt hinkriegt, im Tag unterzubringen, das ist ein Riesenrevier. Die haben mit relativ wenig Personal unheimlich viele Tiere zu versorgen und kombinierte Fütterung zu machen und alles mögliche. Also das ist dann schon eine Herausforderung auch für die, wenn natürlich ich dann komme und sage, aber wir bräuchten im Prinzip das noch trainiert und das noch trainiert und das noch trainiert. Die arbeiten wirklich schon sehr fleißig und sehr viel und rennen wirklich sehr viel. Ja, das sieht man. Ja, die sind ganz fleißig. Weil Sie das gerade sagen. Ich habe ein bisschen recherchiert vorher, klar, und bin auf Knut gestoßen, den Eisbär früher aus dem Zoo Berlin, den ja alle kennen. Und der wurde nie transportiert, habe ich gelesen, weil er als so stressanfällig galt und stark an seine Umgebung und an seine Pfleger gewöhnt war. Deswegen kam der nie irgendwo anders hin und ist dann letztlich auch im Berliner Zoo gestorben. Ist das also auch nicht für jedes Tier was, so ein Transport? Könnte man das nicht mit jedem machen? Also man kann es theoretisch schon mit jedem machen, aber es ist natürlich mehr Aufwand. Also ich meine, man kann die Situation uns auch nicht so super gut vergleichen, weil es war Knut natürlich auch eine Handaufzucht. Etwas, was das Eisbären-EP heutzutage jetzt auch nicht propagiert. Also man will immer natürlich lieber von Mutter aufgezogen haben, um dann halt auch keine Fehlprägung zu haben. Prinzipiell trainieren kann man alles, was das Tier physisch machen kann, sagte mein Mentor immer. Also Sie werden nicht dem Schwein das Fliegen beibringen, aber das, was das Tier physisch kann, also zum Beispiel unsere Elefanten machen auf Kommando Pipi. Das haben wir auf Signal gesetzt. Das geht, aber jetzt ist wie gesagt Knut vielleicht ein Ausnahmefall, aber prinzipiell versuchen wir vorher zu üben mit denen, wenn es gerade solche charismatischen Tiere sind. Wenn es natürlich irgendwie eine Antilope in der großen Gruppe ist, dann holt man die natürlich, narkotisiert man die natürlich raus. Steht denn in Karlsruhe jetzt in nächster Zeit irgendein Transport an? Das steht an. Also aus meinen Revieren ist jetzt nur gerade was angekommen. Wir haben jetzt gerade die Säbel-Antilopen neu bekommen. Das ist jetzt noch nicht so lange her. Da warte ich auch noch auf ein Tier. Die sind aber noch nicht ganz so weit. Da sind die Papiere noch nicht so weit, als dass sie auf Reisen gehen könnte. Aber weg soll jetzt erstmal niemand. Von den großen Vogelrevieren gibt es immer wieder kleine Vögel, die transportiert werden. Da kommen wieder Tiere und es gehen Tiere. Aber das ist ein ganz anderer Umsatz, sozusagen, in so einem Revier mit so vielen Kleinen, wie jetzt mit den großen Tieren. Die sind doch relativ stabil in unseren Gehegen. Deswegen ist es ja auch immer noch sowas Besonderes, wenn so ein großes Tier transportiert wird. Ich würde auch gerne nochmal ganz kurz auf diese Kiste zu sprechen kommen. Sie haben es aber schon ziemlich detailliert erklärt. Wie muss die ausgestattet sein? Gibt es irgendetwas Besonderes, was sie jetzt von einer normalen Kiste unterscheidet? Sie ist, wie gesagt, sehr stabil. Sie muss natürlich so ein paar Mindestmaße haben, dass da so ein großes Tier auch bequem reingehen kann, stehen kann und auch sich hinlegen kann. Es ist in der Regel so, dass sie auch einiges an Löchern hat. Vorne haben wir Gitter, wo wir halt auch was durchgeben können. Aber sie hat natürlich auch Löcher. Da ist sie natürlich auch gut belüftet. Viele Kisten haben auch noch so einen doppelten Boden, während das Transport sich irgendwie mal erleichtern müssen, dass sie dann da nicht drinsitzen müssen, sondern dass es in den doppelten Boden geht. Die Bodenbeschaffung ist meistens ganz wichtig, dass wenn dann zum Beispiel Eisbären da mal auch irgendwie an der Kiste kratzen, dass das glatt ist, dass sie sich da nicht irgendwie an den Krallen irgendwas tun. So Sachen. Und da kommt es halt immer darauf an, was für eine Kiste ist, für welches Tier ist. Es gibt halt Unterschiede. Aber Eisbär muss halt vor allen Dingen stabil sein. Darf aber auch nicht zu groß sein. Die dürfen sich nicht zu sehr bewegen können drin. Nämlich dann wäre es natürlich irgendwie beim Transport, auch wenn mal gebremst wird im Auto oder sowas, dann fliegt man in der Kiste rum. Und dann kann man sich auch was brechen, je nachdem, ob es ein Huftier ist oder sowas. Deswegen darf man die nicht zu groß wählen. Da muss gut reinpassen, bequem liegen können, aber dann auch nicht zu eng, dass sie sich jetzt da dauernd rumdrehen kann oder solche Sachen. Alles klar, dann sind wir am Ende für heute. Frau Vollhardt, ich danke recht herzlich für diesen Exkurs. Das war total spannend. Sehr gerne. Danke auch, Herr Reinschmidt. Natürlich gerne. Und ich freue mich schon auf nächste Woche. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir hoffen, dass es euch auch gefallen hat. Lasst uns gerne ein Like da und aktiviert die Glocke, um keine Folge zu verpassen. Weitere Informationen rund um das Thema findet ihr in der Beschreibung. Wenn ihr Fragen an Herrn Reinschmidt habt, könnt ihr uns diese gerne zuschicken unter podcast.bnn.de. Herr Reinschmidt, bis nächste Woche. Bis nächste Woche. Frau Vollhardt, vielen Dank nochmal. Sehr gerne nochmal. Tschüss. Tschüss.
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