Können Eisbären Schnupfen kriegen?
Shownotes
🐾 Gesundheitscheck für Eisbären: Welche Krankheiten kommen vor?
❄️ Was tun, wenn ein 450-Kilo-Bär kränkelt? Diagnostik im Zooalltag
🐻❄️ Eisbär Kap – wie geht es dem ältesten Männchen Europas?
💉 Impfungen, Parasitenkontrolle & Zahnprobleme
🧬 Krebs bei Eisbären – was neue Studien zeigen
🐕 Warum selbst kleine Hunde ein Risiko sein können
📚 Rückblick: Was sich in der Zoo-Tiermedizin verändert hat
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Hey und herzlich willkommen zu „Eis, Eis, Baby“, dem Eisbär-Podcast der Badischen Neuesten Nachrichten mit freundlicher Unterstützung der Volksbank pur. Mein Name ist Tina Mayer, ich bin Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten. Können Eisbären Schnupfen kriegen? In der heutigen Folge wollen wir uns damit beschäftigen, welche Krankheiten Eisbären bekommen können. Der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt und ich haben dafür heute wieder einen Experten an unserer Seite. Zootierarzt Marco Roller ist bei unserer heutigen Podcast-Folge mit dabei. Hallo Herr Roller. Hallo. Hallo Herr Reinschmidt. Hallo Frau Mayer, ich grüße Sie und freue mich, dass Sie wieder da sind. Danke, ja vielen Dank, ich freue mich auch sehr. Wenn wir heute über Eisbären und Krankheiten sprechen, kommen wir nicht daran vorbei, auch über Kap zu sprechen. Mikas Papa ist ja seit einer Weile ein bisschen krank, wie geht es ihm denn Herr Reinschmidt? Was haben Sie, haben Sie ihn mal wieder besucht? Ich war gerade heute Morgen in unserer Kuratorenrunde, wir laufen ja jeden Montagmorgen mit den Tierärzten, mit den Kuratoren, Kuratorinnen und mit dem Betriebsmeister durch den Zoo und besuchen alle Reviere und natürlich auch die von Kap, dem Lauterberg-Revier und da haben wir ihn gesehen. Er stand auf allen Vieren in seinem Innenbereich, er ist eigentlich nicht ganz schlecht muss man sagen. Also zwischendrin würde ich sagen, es geht ihm nicht perfekt, aber er ist auch nicht dramatisch schlecht. Wenn wir jetzt heute auch gleich den Fachmann noch da haben, Herr Roller, wie bewerten Sie denn die Situation manchmal, momentan den Gesundheitszustand von Kap? Also es war schon mal deutlich schlechter, er ist glaube ich auf einem guten Weg. Man muss eben auch sehen, dass so eine Narkose und so eine Erkrankung, die er durchgemacht hat, was es letztendlich war, können wir ja bis heute nicht sagen, natürlich auch für so ein altes Tier eine ziemliche Herausforderung ist und es dauert ein Weilchen, bis er dann auch wieder wirklich auf der Höhe ist. Er macht Fortschritte, er frisst gut, er setzt gut Kot ab, er bewegt sich auch viel. In den letzten Wochen war es mit Sicherheit auch so, dass ihm diese enorme Hitze zu schaffen gemacht hat. Wenn man dann eh schon angeschlagen ist, ist das natürlich ein zusätzlicher Faktor, aber alles in allem sind wir eigentlich recht optimistisch, dass er auch wieder auf die Beine kommt. Da sind wir aber froh. Auf jeden Fall. Ja, aber wann er jetzt rauskommt, das können Sie momentan auch noch nicht absehen. Jetzt haben wir ja die große Anlage für Mika und Nuka aufgemacht, also es wird schon in den nächsten Tagen der Fall sein, dass er dann auch wieder wechseln kann. Immer den Rückzugsbereich, den kühlen Innenstall als Rückzugsmöglichkeit, aber so, dass er dann auch auf jeden Fall die kleine Anlage wieder benutzen werden kann. Weil Sie es gerade ansprechen, es ist ein paar Zoo-Besuchern am Wochenende aufgefallen, dass Mika und Nuka jetzt dort wieder im kleineren Teil waren, der Anlage, obwohl sie ja eigentlich seit zwei Wochen auf dem größeren Teil sind. Woran liegt das? Ja, wir hatten gerade Reinigungsarbeiten. Wir haben das Tiefbecken ganz abgelassen und es musste erst wieder aufgefüllt werden. Und deswegen waren die weggesperrt im kleineren Bereich. Aber in den nächsten Tagen geht es auch wieder auf. Man muss ab und zu mal auch eine große Grundreinigung machen und das war jetzt gerade der Fall. Aber man hat es ja gesehen. Ja, Gott sei Dank. Ich würde jetzt gleich gerne auf meine am Anfang gestellte Frage zurückkommen. Herr Roller, können Eisbären Schnupfen kriegen? Eisbären können selbstverständlich auch Schnupfen kriegen. Okay. Das sind Säugetiere und haben im Endeffekt Erkrankungen, die es bei uns auch gibt. Die Ursachen sind oftmals dann ein bisschen andere, also andere Bakterien, andere Viren, andere parasitäre Erkrankungen, die bei Eisbären in Frage kommen. Aber auch der Eisbär kann Nasenausfluss haben und kann Schnupfen haben. Bei uns hat es ja den Grund, also wenn wir Schnupfen haben, dann haben wir uns in der Regel bei irgendwem angesteckt durch die Viren, die dann so herumfliegen. Das wird ja beim Eisbär dann eher nicht der Fall sein, oder? Es kommt immer darauf an, was für Viren das sind oder was für Bakterien auch, also allgemein was für Infektionserreger in der Umgebung sind. Und auch unsere Eisbären haben natürlich Kontakt mit dem Futter, das angeboten wird. Sie haben auch Kontakt mit den Tierpflegern, die natürlich auch wieder ihre Keimbelastung mitbringen durch Haustiere, die sie vielleicht auch daheim haben. Bären, der Eisbär, damit auch sind ja in der Familie der Raubtiere eingegliedert und in der Unterfamilie der Hundeartigen. Also zählen im Endeffekt zu einer großen Gruppe an Raubtieren, wo auch die Hunde mit dazu zählen. Das heißt, Eisbären sind auch für Hundeerkrankungen empfänglich oder können für Hundeerkrankungen empfindlich sein. Dann kann es durchaus auch vorkommen, dass sowas in Betracht gezogen werden muss, wenn sich so ein Tier ansteckt. Also beim Menschen können sie sich selbstverständlich dann eben nicht anstecken. Aber wenn jetzt zum Beispiel Herrn Reinschmitz Hündin Luna, gehen wir davon aus, die hat jetzt einen Schnupfen und Herr Reinschmitz trägt irgendwie die Viren in das Eisbärengehege, also natürlich nicht hinein, aber vielleicht irgendwie kommt er mit dem Futter in Kontakt, dann könnte sich der Eisbär da mit dem Schnupfen von der Luna anstecken. Das ist jetzt alles sehr theoretisch und es kommt natürlich auf die ganzen Erkrankungen drauf an. In der Theorie ist das möglich. Wir haben deswegen auch hinten in den Rückzugsbereichen, so wie im ganzen Zoo, eben auch dieses Hundeverbot, dass da eben keine Krankheitsübertragung stattfinden kann. Aber es kommt natürlich, das wie bei uns Menschen auch, auf den Allgemeinzustand drauf an, wie kompetent auch das Immunsystem ist und wenn sich jetzt ein gesundes Individuum mit einem guten und kompetenten Immunsystem mit irgendwelchen Schnupfen oder Krippe-Erregern-Viren dann in Kontakt kommt, dann wird ja auch nicht jeder sofort krank, sondern mit einem guten Immunsystem ist man ja auch durchaus in der Lage, Krankheitserreger zu bekämpfen. Das stimmt. Meine Luna hatte noch nie Schnupfen. Das wollte ich jetzt nicht sagen. Das war so ein theoretisches Beispiel. Ein theoretisches Beispiel. Aber ich muss jetzt schon der Luna gerecht werden. Die ist sechs Jahre alt und wir haben ja hier im Zoo Hundeverbot. Das hat verschiedenste Gründe, erstmal historische Gründe, aber weil es noch nie so war. Aber wir haben natürlich auch ganz viel freilaufendes Wassergeflügel und da wäre es einfach gefährlich, wenn man dann die Hunde zulässt, weil diese Tiere sind wirklich auch, ja, die laufen auf jedem Weg rum. 99 Prozent der Hunde würden vielleicht nichts machen, würden hören, aber wenn es dann Ausrutscher gibt, das wäre natürlich dann schade. Aber was wir seit sechs Jahren haben und das war jetzt nicht unsere Hauptgeschichte, aber ich will es dann doch kurz sagen. Wir haben Hunde zugelassen bei uns in der Verwaltung und inzwischen sind es vier oder fünf, die da immer regelmäßig kommen. Das trägt auch zum guten Betriebsklima bei. Auf jeden Fall. Angefangen hat es natürlich mit Luna. Als der Chef plötzlich einen kleinen Hund hatte, dann kamen auch andere Anfragen, dass natürlich alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann riesige Hunde mitbringen und keine so kleinen wie meine Luna, die ist ein Chihuahua. Ja, mit dem hatte ich nicht gerechnet, als ich dann gesagt habe, okay, ihr könnt den auch mitbringen. Aber die vertragen sich alle gut miteinander. Ja, ja, die Luna ist die Chefin. Ja, ja, klar. Welche Erkrankungen bekommen Eisbären denn am häufigsten, kann man das sagen? Ja, man kann das sagen, da gibt es auch tolle Literatur dazu und wir haben uns auch mit einem ehemaligen Praktikanten von uns, der jetzt im Zoo Zürich als Kurator angestellt ist, mal damit befasst, was für Erkrankungen alle heute in Europa lebenden Eisbären so haben und haben auch Pathologiebefunde, also pathologische Untersuchungen nach einem Tod von einem Tier, uns angeschaut und haben die gesammelt und das sind wir gerade in der Auswertung und möchten das auch wissenschaftlich publizieren. Wenn man dort reinschaut und sich mal anschaut, was für Erkrankungen Eisbären sehr häufig haben, dann sind es ganz oft Hauterkrankungen, die die Tiere kriegen. Hauterkrankungen an den Pfoten, an den Ballen oder auch hinten an der Kruppe, dass das Haut, das Fels ein bisschen schütterer wird, das sind sehr häufige Erkrankungen. Zu den häufigen Eisbären Erkrankungen zählen auch Erkrankungen des Magendarmtraktes, also gastrointestinale Erkrankungen, das ist etwas, was man wirklich sehr, sehr häufig findet und wenn man dann noch in die Pathologiebefunde reingeht, dann sieht man auch, dass sehr viele alte Eisbären auch Tumore kriegen und das sind hauptsächlich Lebertumore, sogenannte hepatozelluläre Karzinome oder Gallengangskarzinome, also grüßartige Leber- und Gallentumore, die dann im Endeffekt bei alten Eisbären recht häufig gefunden werden. Das wäre auch eine der Fragen auf meiner Liste gewesen, können Eisbären Krebs bekommen, aber Sie haben es gerade schon beantwortet. Genau, das ist tatsächlich ein Befund, den wir jetzt auch bei der Durchsicht dieser alten pathologischen Befunde wirklich häufig gefunden haben. Das kriegt man natürlich anekdotisch mit, wenn man gehört hat, da ist ein Eisbär in der Vergangenheit gestorben, der hatte einen Lebertumor, aber das Ganze auch wissenschaftlich auszuwerten und zu schauen, wie häufig ist das wirklich vorgekommen, das ist jetzt unser Ziel, um dann natürlich auch zu schauen, was können eventuelle Ursachen für diese Tumorentstehung sein. Das können natürlich immer genetische Ursachen sein, das kann aber zum Beispiel auch, hatten wir an anderer Stelle im Podcast ja auch schon drüber gesprochen, vielleicht auch damit zusammenhängen, dass wir früher Eisbären nicht optimal ernährt haben, an ihre Ernährungsbedürfnisse, an ihre anatomischen, physiologischen Besonderheiten angepasst. Da sind wir heute in der Fütterung der Tiere zum Beispiel deutlich weiter und jetzt wird es interessant, wie sich sowas auch im Laufe der Jahrzehnte verändert. Kriegen Eisbären heute noch die gleichen Erkrankungen oder das ist natürlich unser Anspruch als moderner und wissenschaftlicher Zoo und auch als Zoogemeinschaft, dass wir, wenn wir wissen, dass Eisbären manche Erkrankungen kriegen, dass wir darauf hinarbeiten, dass diese prädisponierenden Faktoren abgestellt werden, egal ob das jetzt Hauterkrankungen sind, durch vielleicht eine zu feuchte Umgebung oder Tumorerkrankungen oder gastrointestinale Erkrankungen durch eine Fehlernährung und das wollen wir abstellen und deswegen wird es interessant, wie sich sowas auch im Laufe der Zeit dann ändert und wir hoffentlich irgendwann diese Erkrankungen, die wir in früheren Zeiten gesehen haben, heute dann gar nicht mehr bei unseren Eisbären sehen. Spannend, ja. Und gerade diese Tumore, das haben Sie dann eher bei älteren Eisbären tatsächlich nur festgestellt, also ein junger Eisbär bekommt das eigentlich nicht. Genau, das sind in den Patobefundenen wirklich die sehr alten Eisbären. Wir haben im CAP natürlich jetzt auch ein sehr altes Männchen bei uns, im Moment ja das älteste männliche Tier im europäischen Haltungszuchtprogramm, aber das finden wir wirklich bei, wir nennen es dann auch geriatrische Tiere oder Senioren, die über 20, vielleicht sogar über 30 Jahre alt sind. Gibt es da Unterschiede, was die Krankheiten anbelangt, zwischen Zootieren und Eisbären in der Natur? Da ist es natürlich schwierig, diese Patobefunde zu erheben von diesen Eisbären. Im ursprünglichen Habitat sind natürlich auch ganz, ganz unterschiedliche Faktoren, mit denen die Tiere dort zu kämpfen haben. Also der Eisbär ist ein Tier, ein Apex-Predator, der an der Spitze der Nahrungskette steht, Fisch und Fleisch aufnimmt, wo sich schon die ganzen Giftstoffe zum Beispiel akkumulieren. Das heißt, wenn zum Hauptnahrungsspektrum des wild lebenden Eisbären Bart- und Ringelrobben zählen und die Tiere schon auch eine sehr große Speckschicht haben oder Fettschicht haben, wo sich Giftstoffe einlagern, dann wissen wir heute zum Beispiel, dass auch bei Eisbären im ursprünglichen Habitat sehr viele Umweltgifte sich akkumulieren und das auch wieder Folgen hat mit der Reproduktion, mit der Knochendichte von diesen Tieren. Und das ist natürlich ein wirklich erschreckendes Beispiel, das man da nennen kann bei den wild lebenden Eisbären. Wie ist es denn jetzt gerade bei unseren Zoo-Eisbären, wie gesund sind die oder wie oft haben die was? Jetzt haben wir es gerade gehört, Kap ist aktuell nicht so ganz auf der Höhe. Wie war es bei dem in der Vergangenheit oder jetzt auch bei Nuka? Mika hat wahrscheinlich bisher noch nichts gehabt. Bis auf die Impfung. Bis auf die Impfung, aber auch Eisbären in den vergangenen Jahren, da hatten wir ja einige hier. Wie gesund sind die gewesen? Die sind schon sehr gesund. Also man hat immer so Erkrankungen, auf die man natürlich auch regelmäßig untersucht. Es sind zum Beispiel auch Parasiten. Wir untersuchen alle zwei Monate eine Kotprobe der Tiere und dann entsprechend, wenn wir Spülwürmer finden. Das ist bei Eisbären recht häufiger Befund in einer parasitologischen Kotuntersuchung. Wenn wir dann sehen, die Tiere haben Durchfall, schicken wir Proben auch in Speziallabore auf eine bakteriologische Kotuntersuchung. Haben dann, wenn wir Hautprobleme sehen, das hatte die Nuka auch Anfang des Jahres, dann eben auch die Möglichkeit Haarproben zu nehmen, die wir einschicken und dann entsprechend zu behandeln. Aber alles in allem würde ich sagen, dass die Eisbären hier zum Glück Patienten sind im Zoo, die ich nur sehr selten sehe. Wie oft haben Sie da so Routine-Checks? Wie oft gehen Sie da vorbei und gucken? Also schon häufig. Das ist auch, glaube ich, das, was so die Arbeit eines Zootierarztes auch ausmacht, dass man so den Überblick behält und dann auch eben mit dem Zoodirektor oder mit unseren Kuratorinnen dann auch häufig mal in die Reviere geht, mit den Revieren spricht, mit den Tierpflegern spricht, um sich dann eben auch ein Bild zu machen, wie der Gesundheitszustand der Tiere aussieht. Aber es ist nicht einfach, die zu untersuchen oder dafür wird ja auch trainiert regelmäßig. Dafür wird trainiert und alles, was dann halt in eine tiefere Diagnostik einsteigt, bedarf dann eben einer Narkose. Und wie gilt es gut abzuwägen, ob das jetzt schon ausreicht von der Narkose oder eben nicht? Das hatten Sie unlängst beim CAP, hatten Sie es gemacht. Beim CAP hatten wir eine Narkose gemacht und das ist eben dieses Abwägen, weil man eben bei so einem großen Tier mit 450 Kilo auch in den Diagnostikmöglichkeiten eingeschränkt ist. Also der Herr Reinstud war dabei, als wir den CAP versucht haben umzulagern, da hat es einige Tierpfleger gebraucht. Da waren, glaube ich, vier oder sechs Tierpfleger und ich habe auch an einem Bein gezogen. Aber so ein Eisbär, der 450 Kilo hat und der dann in Narkose liegt, der ist ja letzten Endes eine riesige Masse, den kann man nicht gerade so umdrehen. Also 450 Kilo ist Wahnsinn und das hat einiges gebraucht, bis wir dann die Plane unter dem Eisbär hatten. Und eben dann auch die diagnostischen Möglichkeiten. Ich kann so ein Tier nicht durchs CT schieben. Ich kann so ein Tier, selbst mit dem Röntgen habe ich Probleme, durch so eine Speckschicht oder durch so eine große Körpermasse durchzukommen und wirklich auch aussagekräftige Röntgenbilder zu bekommen. Im Ultraschall habe ich eine Eindringtiefe von 15 bis 20 Zentimetern. Da komme ich dann die ersten paar Zentimeter rein. Aber wenn der, sagen wir mal, der Lebertumor auf der anderen Seite der Leber ist, dann sehe ich den auch mit einem noch so guten Ultraschallgerät nicht. Also da sind uns auch diagnostische Grenzen gesetzt bei solchen großen Tieren. Das hatten Sie neulich auch gerade das Beispiel mit dem CT erzählt. Das fand ich ganz eindrücklich, dass die Möglichkeiten dann halt endlich sind. Kann man beim Eisbär ja nicht durch den CT schieben oder MRT oder sowas. Das gibt es einfach gar kein so großes. Ja, nur Teile eben dann. Also was Eisbären auch häufig haben, sind Zahnerkrankungen. Dann haben sie auch Schnupfen, wenn nämlich diese Zähne, die wirklich sehr weit in Kiefer reingehen, dann schon in die Absesse verursachen oder Zahnerkrankungen verursachen und dann schon in die Nasenhöhle durchbrechen. Und wenn man einen Eisbär hat, der zum Beispiel einen einseitigen Nasenausfluss hat, dann kann das schon ein Hinweis darauf sein, dass vielleicht mit den Zähnen auch was nicht stimmt. Okay. Und wenn man so einen Eisbär hat, dann kann man mit Sicherheit den Kopf durchs CT durchschieben und kann sich mal anschauen, wie die Zähne von so einem Eisbär dann aussehen. Haben unsere aber zum Glück auch noch nicht gehabt. Die haben einen sehr guten Zahngesundheitsstatus. Entschuldigung, ich bin gerade ganz kurz abgelenkt. Hinter Herrn Reinschmidt ist ein Fenster und es geht direkt aufs Schimpansengehege. Und da versucht gerade einer der Kollegen auf sich aufmerksam zu machen. Immer wenn ich Besuch habe, dann kommen die natürlich und gucken, wer ist da. Die Frau Meier kennen sie inzwischen. Die sind zum Beispiel anfälliger vor die Erkrankungen, die auch wir mitbringen als Menschen, wenn wir mit den Menschenaffen zu tun haben. Weil die uns ähnlich sind. Die kriegen das Gleiche. Ich wollte Sie jetzt aber auch nicht unterbrechen. Entschuldigung. Was tun Sie denn? Sie haben es vorhin kurz angesprochen, dass die Eisbären gesund bleiben jetzt hier im Zoo. Wie wichtig ist zum Beispiel, wenn ich jetzt so an uns Menschen denke, ist der Bewegung auch immer wichtig? Ist es bei Eisbären auch wichtig, dass die nicht einrosten? Natürlich auch bei älteren Eisbären, dass sie in Bewegung bleiben. Da ist es wie bei uns Menschen auch, dass degenerative Gelenkerkrankungen oder Osteoarthritis eine Rolle spielt. Deswegen ist es sehr wichtig, dass so ein Tier auch mobil bleibt und beschäftigt wird. Viel schwimmt. Das tut natürlich auch gut. Das heißt, immer dann, wenn die Eisbären im Wasser sind und wirklich sich viel bewegen, dann freut mich das ganz besonders. Das ist eine Sache, die natürlich eine Rolle spielt. Viel Bewegung. Und auf der anderen Seite eben diese präventiven Gesundheitsmaßnahmen, die Impfungen, die wir bei den Jungtieren, bei Michaels, gemacht haben. Die adulten Eisbären werden bei uns nicht geimpft, aber regelmäßig werden Kotproben untersucht. Wir gehen regelmäßig vorbei und schauen uns das Fell an. Wir schauen uns die Zähne an. Auch dafür ist natürlich ein Tiertraining sehr wichtig, dass der Eisbär auch herkommt und das Maul aufmachen kann, dass man die Zähne kontrollieren kann und sich anschauen kann, wie die Zähne aussehen, ob da Zahnveränderungen da sind, ob da vielleicht eine Pulverhöhle eröffnet ist, ein Wurzelkanal eröffnet ist oder ob die Zähne alle gut aussehen. Was macht man denn, dass der Eisbär dann das Maul auch aufmacht, dass sie die Zähne angucken können? Da kriegt der Eisbär meistens ein Fischöl, das triffst er ganz gerne und dann macht er damit auch richtig schön sein Maul auf. Eine Frage, die mich jetzt noch interessiert hat, weil Herr Reinschmidt, Sie hatten neulich gesagt, als wir es von der Gesundheit vom Kap hatten, weil sie ja auch immer mal gedacht hat, mit ihm noch züchten zu können. Und dann hatte ich sie gefragt, kann der dann noch? Und Sie haben gesagt, der kann, solange der am Leben ist, kann der auch noch. Wie ist es denn bei Eisbärweibchen? Kommen die in sowas wie die Wechseljahre? Genau, also zumindest ein Zeitpunkt, wo die Reproduktion abnimmt. Das ist bei Eisbären auch so ein Zeitraum um die 20 Jahre, wo man merkt, dass die Reproduktionsleistung dann langsam abnimmt. Die endet dann nicht abrupt, sondern wir wissen so um die 20 nimmt es dann eben ab. Deswegen in unseren Auswertungen von den von den pathologischen Befunden werten wir auch Eisbären über 20 als Senioren oder Seniorinnen, wo wir dann einfach sehen, dass da die Reproduktionsleistung nicht ganz verschwindet, aber auf jeden Fall abnimmt. Unser Weibchen ist ja erst sieben. Das hat noch eine gewisse Zeit vor sich. Da kann schon noch mal was gehen. Und wenn der Kap durchhält, dann wäre da vielleicht noch mal was drin. Es wäre so der Wunsch des Zoodirektors, dass es noch mal klappen könnte. Herr Roller, Herr Reinschmidt, wir sind schon am Ende für heute. Ich schaue auf die Uhr. Vielen Dank für diesen Exkurs. Das war sehr interessant. Ja, ich fand es jetzt auch wirklich spannend, was der Herr Roller alles erzählt. Wenn man das so sieht, das ist wirklich Wissenschaft, die jetzt im Zoo auch angewandt wird, ausgewertet wird. Und vielleicht dann noch einen kleinen Rückblick. In meiner Praktikantenzeit vor 40 Jahren, da war man lange nicht so weit, hat man lange nicht so viele Dinge gewusst, wie man das heute macht. Und durch Forschung, durch Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Doktorarbeiten, die alle in den Zoos heute gemacht werden, die gab es auch früher schon, aber das war ganz am Anfang. Also dieses Thema Forschung ist ein ganz wichtiges Standbein für den Zoo und zum Wohlbefinden der Zoos, nicht der Zoos, sondern der Tiere im Zoo, auch ganz, ganz wichtig. Und er hat heute eindrücklich gezeigt, was man heute alles weiß im Vergleich zu vor ein paar Jahrzehnten. Ja, weil Sie auch gerade vorhin das mit dem Futter angesprochen haben, dass man früher die Eisbären vielleicht auch einfach gar nicht richtig ernährt hat oder nicht optimal ernährt hat. Nicht optimal ernährt hat, also da fallen viele Sachen rein, wo man früher zum Beispiel Toxine bei Eisbären gefunden hat, Aflatoxine, wo man davon ausgeht, dass die durch eine Verfütterung von trockenem Brot gekommen sind, weil man die Eisbären hauptsächlich mit trockenem Brot gefüttert hat. Das würden wir heute nie mehr machen. Deswegen ist es auch wirklich interessant, wenn man in die alte Literatur reinschaut. Bücher, die die altvorderen Zoo-Tierärztinnen und Zoo-Tierärzte geschrieben haben, Krankheiten der Zoo- und Wildtiere, das ist so die Bibel in der Zoo- und Wildtiermedizin. Da ist es wirklich spannend, dass ganz viele dieser Erkrankungen, die die damals noch beobachtet haben bei den Zoo-Tieren, gerade jetzt auch bei den Eisbären, heute gar nicht mehr vorkommen, weil wir eben so viel mehr Wissen und das Wissen, das damals gesammelt wurde, eben auch zum Wohl unserer Tiere heute einsetzen können und deswegen zum Glück ganz viele Erkrankungen noch gar nicht mehr sehen. Und dieses alte Brot haben nicht nur die Eisbären gekriegt, auch für die Flamingos wurden sie angereicht, die erinnern sich an solche Dinge. Als ich vor zehn Jahren hier angefangen habe, da wurden immer noch die Brote gesammelt und das Brot und das alte Brot von den Leuten, die wurden so gebracht. Da war Verschimmeltes dabei und alles Mögliche. Das haben wir ganz schnell eingestellt, dass wir dieses alte Abfallbrot auch nicht mehr willen. Und für die Tiere geht es noch, wenn ein bisschen Schimmel dran ist. So war es der Gedanke von vielen. Und wenn man selber nicht mehr essen kann, kann man es auch den Tieren nicht mit gutem Gewissen geben. Also da sind wir Gott sei Dank davon weggekommen. Und obwohl es Leute eigentlich gut meinen, wir geben es halt noch den Tieren, aber das wollen wir auch nicht. Also unsere Ernährung ist das A und O einer guten Haltung und da legen wir einen großen Wert drauf. Und dann sieht man auch, was für positive Effekte es hat, dass wir eben viele Erkrankungen oder Krankheitsursachen auch gar nicht mehr sehen. Schön, das nehmen wir als Schlusswort. Vielen Dank. Sehr, sehr gerne. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir hoffen, dass es euch auch gefallen hat. Lasst uns gerne ein Like, deaktiviert die Glocke, um keine Folge zu verpassen. Weitere Informationen rund um das Thema findet ihr in der Beschreibung. Wenn ihr Fragen an Herrn Reinschmidt habt, könnt ihr uns diese gerne zuschicken unter podcast.bnn.de. Herr Reinschmidt, wir hören uns nächste Woche wieder. Herr Roller, bis bald mal wieder. Vielen Dank. Bis nächste Woche.
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