Eisbären im Zoo Karlsruhe: Haltung, Zucht & Nachwuchs
Shownotes
In der aktuellen Folge des Podcasts "Eis Eis Baby" sprechen Tina Mayer und Zoodirektor Matthias Reinschmidt über die Entwicklung des kleinen Eisbären, der im Karlsruher Zoo im November geboren wurde und die besondere Betreuung durch seine Mutter Nuka.
Zudem werfen sie einen Blick auf die Eisbärenhaltung im Zoo, die Herausforderungen bei der Gestaltung der Anlage und die Maßnahmen zur Sicherheit des Nachwuchses.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Geschichte und Weiterentwicklung der Eisbärenhaltung in Karlsruhe, der Bedeutung von Beschäftigungsprogrammen für die Tiere sowie der Rolle der Zoos beim Artenschutz und der genetischen Erhaltung von Eisbärenpopulationen.
Ein spannender Einblick in die Welt der Eisbären und die Arbeit des Zoos!
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Redaktion: Tina Mayer | Produktion: Rebecca Ditt | Postproduktion: Lucas Pflaum
Transkript anzeigen
Hey und herzlich willkommen zu Eis Eis Baby, dem Eisbär-Podcast der Badischen Neuesten Nachrichten mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Pur. Mein Name ist Tina Meyer, ich bin Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten. Ich bin hier heute wieder im Büro des Karlsruher Zoodirektors Matthias Reinschmidt. Herr Reinschmidt und ich sitzen uns an einem Tisch gegenüber. Rechts neben mir ist die Voliere mit den beiden Papageien Indigo und Henry, die zwischendurch immer mal wieder an die Scheibe klopfen. In diesem Podcast geht es um den kleinen Eisbären, der im vergangenen November in Karlsruhe zur Welt kam. In der heutigen Folge wollen wir uns einmal genauer mit der Eisbärenhaltung in Zoos beschäftigen und dabei wollen wir auch besonders die Eisbärenanlage in Karlsruhe unter die Lupe nehmen. Doch zunächst einmal wollen wir schauen, wie es dem kleinen Eisbären und seiner Mutter Nuka so geht. Herr Reinschmidt, ich grüße Sie. Ich freue mich auch, dass Sie wieder da sind. Herr Reinschmidt, Sie stehen ja in ständigem Austausch mit den Eisbärenpflegern. Wie geht es denn dem Kleinen und seiner Mutter so derzeit? Ja, ich stehe natürlich im Austausch mit den Pflegern, mit der Kuratorin. Ich kriege immer wieder Informationen. Ich gucke selbst in die Kameras, die wir inzwischen installiert haben und schaue danach. Und dem Kleinen geht es nach wie vor gut und die Mutter versorgt ihn wirklich ganz hervorragend. Also die Hoffnung steigt, dass das alles gut ausgeht. Die beiden sind ja in einer Halbhöhle momentan, die da vorne hin offen ist und jetzt krabbelt der Kleine ja schon, wie wir neulich in dem Video gesehen haben. Könnte das passieren, dass der da tatsächlich mal rauskrabbelt, einfach so? Das wird nicht mehr lange sein, dass er in seiner Halbhöhle bleibt. Er krabbelt jetzt schon und ich merke das auch jeden Tag wird er agiler und ja, jetzt ist er 87 Tage alt und wir gehen davon aus, dass es bald sein wird, dass er da rauskommt. Haben Sie da so ein ungefähres Zeitfenster, wann das in etwa soweit sein könnte? Nein, er hat es uns noch nicht mitgeteilt, da müssen wir einfach abwarten. Aber das Schöne ist, dass er agil ist, dass er mobil ist, dass er aber in erster Linie immer mit der Mutter spielt und wie auch mal in die Kehle beißt, so angedeutet. Natürlich tut nicht so weh, er hat ein dichtes Fell, aber ja, er ist agil und aber hat auch immer wieder Phasen drin, wo er mal zwei Stunden einfach nur schläft. Wenn er da ein bisschen aktiv war, dann braucht er einfach auch Ruhephasen. Das ist wie bei kleinen Kindern, bei Menschen genauso. Wenn die aktiv waren, dann brauchen sie wieder ihren Schlaf und so ist es bei dem Kleinen auch. Jetzt haben Sie gesagt, also er krabbelt ja monterum und es könnte bald passieren, dass er auch mal rauskrabbelt. Haben Sie die Anlage, die Eisbärenanlage im Vorfeld jetzt irgendwie babysicher gemacht? Können wir ja gar nicht. Also das ist ja gerade das große Dilemma, dass die Eisbärenmutter die Halbhöhle in der Außenanlage gewählt hat und nicht unsere vorgesehene Innenraum, der wirklich schön ausgerüstet war mit Kameras, mit Strohbett, mit allem, was man so für eine Eisbärengeburt eigentlich braucht, hatten wir gedacht, da geht es rein. 99 Prozent der Eisbären machen das auch. Es gab in Karlsruhe das noch nie vorher, dass junge Eisbären eben in der Außenanlage zur Welt gebracht wurden und deswegen ist diese Anlage eigentlich auch nicht die Ideale jetzt im Moment dann für so einen kleinen Eisbär. Aber wir werden sehen, wir haben den Wassergraben abgelassen, damit er nicht ins Wasser fällt und vielleicht ertränkt, wobei man sagt, kleine Eisbären in dem Moment, wo sie laufen können, können sie auch schwimmen. Aber es ist natürlich so, wenn er jetzt in den Wassergraben reinginge und dann vielleicht nicht den Ausweg findet, dann ermüdet er auch. Also das heißt, da müssen wir schon ein bisschen vorsichtig sein. Wir haben dann den Wassergraben auch ausgestattet mit ganz vielen Strohsäcken. Das heißt, Wasser ist weg, dann ist es ja ein tiefer Graben. Wenn er reinfliegt, wäre es auch nicht günstig. Deswegen haben wir da Strohsäcke rein, dass wenn er da reinstürzen würde, dass er dann weich fällt. Wir sehen einfach, was passiert und werden sie weiter auf dem Laufenden halten. Dann würde ich jetzt ausgehend von Ihren Ausführungen gerne den Bogen schlagen zu der Eisbärenanlage als solche. Als die vor 25 Jahren eröffnet wurde, galt sie als eine der modernsten. Was zeichnet sie aus? Ja, dass einfach viel, viel mehr Platz für die Eisbären da ist, wie das früher der Fall war. Ich meine, ich bin jetzt 60 Jahre. Ich kenne den Karlsruher Zoo seit meiner Kindheit. Ich kann mich an die Situation damals erinnern, wie die Eisbären gehalten wurden. Und ich bin noch sozusagen innerhalb der aktiven Zoomannschaft einer der wenigen Zeitzeugen, die auch noch erlebt haben, wie hier kleine Eisbären aufgezogen wurden. Das war zu meiner Studentenseite. Ich habe hier meine Diplomarbeit über Papageien gemacht und zur gleichen Zeit 1992 geboren, 1993 dann aufgewachsen. Die letzten jungen Eisbären hier im Karlsruher Zoo dann auch erstmalig von der Mutter aufgezogen. Muss vielleicht ein bisschen ausholen. Früher hatten wir ein anderes Haltungssystem. Man hatte nur ein einziges Eisbärgehege. Und in diesem Eisbärgehege wurden fünf Weibchen gehalten. Und einmal im Jahr kam der Willi. Der Willi kam aus Berlin und hat die ganzen Damen gedeckt. Und ja, dann im November wurden diese Eisbärenweibchen eingewindert in Innenboxen. Wir haben im Berg, in unserem Lauterberg, schöne große, ja fast so groß wie jetzt mein Büro beispielsweise, Innenboxen. Acht Stück an der Zahl, die man trennen kann. Man kann es auch aufmachen, können die Eisbären durchlaufen. Aber diese Boxen sind dazu geeignet, so ein bisschen zu simulieren, die Situation in der Natur. Man kann sie, wenn man draußen sauber machen muss, absperren. Man kann ja nicht zu den Eisbären rein, das ist ja lebensgefährlich. Das heißt, dann hat man die Eisbären reingenommen, hat draußen sauber gemacht, dann hat man sie wieder rausgelassen. Die waren also an dieses System gewöhnt. Und im Herbst hat man dann eben diese Eisbärenweibchen einzeln aufgestallt, so nennen wir das in der Zoofachsprache. Hat jedem so eine Wurfbox zur Verfügung gestellt, schön ausgestattet mit Stroh. Und dann lagen die da, sind sozusagen in den Winter gegangen und haben dann, wenn sie trächtig waren, ihre Jungen eben zur Welt gebracht. Und damals war die Verlustrate sehr hoch. Das heißt, da wurden auch viele kleine Eisbären dann gleich gefressen von der Mutter oder nicht aufgezogen und dann eben gefressen als tote Jungtiere. Aber es gab immer wieder Aufzuchten. Und wenn man fünf Weibchen hat, dann gab es immer wieder Weibchen dabei, die auch aufgezogen haben. Und in all diesen Jahren, in den 80er- Jahren bis eben Anfang der 90er, wurden insgesamt 25 kleine Eisbären hier geboren, die aufgezogen wurden. Geboren waren noch ein paar mehr. Und das war schon ein ganz besonderer Zoo sozusagen für Eisbärenhaltung. Deswegen hat man damals auch das Logo Eisbären, den Eisbären ins Logo des Zoos genommen. Es war in Deutschland mit Rostock zusammen der Zoo, der am meisten junge Eisbären hatte. Ganz andere Zeit wie heute. Und jetzt haben Sie gesagt, die Anlage heute ist jetzt größer, als sie es damals gewesen ist. Was ist, was ist noch besser? Ja, die Anlage, nochmal einen kleinen Ganztritt, um das noch zu vervollständigen. Wenn die jungen Eisbären dann zwei bis drei Monate alt waren und eigentlich dann aus der Höhle rauskamen, nach drei, vier Monaten dann auch, dann konnte man das nicht tun. Man hatte ja nur eine, eine große Außenanlage. Und hätte man zwei Weibchen mit Jungtieren da rausgelassen, dann hätten die sich gegenseitig umgebracht mit ihren Jungtieren. Und deswegen hat man sie dann genommen, hat sie von Hand aufgezogen und hat sie dann eben der Mutter weggenommen, hat sie aufgezogen von Hand und hat die Eisbärenmütter wieder in das große Außengehege gelassen. Und das hat man unterbrochen oder erstmals geändert im Jahr 1992 auf 1993. Am 31.12.92 wurden die, wurden Zwillinge geboren und die sind dann von der Mutter aufgezogen worden und die hat man dann nicht zu den anderen Eisbären gelassen, sondern ins Braunbärgehege gesetzt. Und der Braunbär, wir hatten zu dem Zeitpunkt einen einzelnen Braunbär, da hat man einfach ein Wechselgehege draus gemacht. Das hat man die Eisbärmutter mit ihren Jungen über den Tag von morgens um neun bis abends um halb fünf, die Eisbärbärin mit ihren Jungen rausgelassen und dann den, den Braunbär im Innengehege gehalten. Und dann hat man gewechselt zur Nacht. Die ist die Mutter mit ihren Jungen dann da rein gegangen und der Braunbär war draußen. Das hat man einfach mal ausprobieren wollen, wie das auch in der natürlichen Aufzucht ist. Und das war dann wirklich ein Paradigmenwechsel im Karlsruher Zoo. Aber das war die letzte Aufzucht und dann hat man gesagt, Eisbären wollen wir weiterhalten, aber wir müssen einfach die Haltungsbedingungen ändern. Hat dann diese große neue Anlage gebaut, vor 25 Jahren eröffnet und damals hat man zum Umbau hin die Eisbären alle in den Nürnberger Zoo gegeben und dort sind die ja leider alle umgekommen. Es war groß in der Presse damals, irgendein Unbekannter hat die Eisbären rausgelassen und die mussten aus Sicherheitsgründen erschossen werden. Und dann stand plötzlich der Karlsruher Zoo mit einer neuen wegweisenden Anlage da, aber ohne Eisbären.
Aber in der Zoogemeinschaft hat man sich geholfen, man hat noch ein paar alte Eisbären erstmal zur Eröffnung bekommen und später dann wieder Jungtiere und es hat halt dann jetzt wirklich 25 Jahre fast gedauert, nein über 25 Jahre, über 30 Jahre bis wir dahin kamen, dass wir wieder ein zuchtfähiges Paar in unserem Zoo hatten. Und diese Neuanlage ist einfach so gestaltet, einen riesengroßen Anteil von Gelände, ist auch natürlichen Boden, also mit Rasen, mit Gras, mit Sandkuhlen und also eigentlich aus heutiger Sicht würde ich es ein bisschen anders bauen. Damals war das wegweisend, man hat, wenn man hinkommt, sieht man den kleineren Teil dieser Eisbärenanlage. Deswegen denken oft die Besucher auch, die ist ja gar nicht so groß, aber man erfasst auf den ersten Blick gar nicht die Größe dieser gesamten Anlage. Die geht weit in den Berg, nach hinten rein und bietet den Eisbären schon viel Abwechslung. Außerdem gibt es Rundgänge, das heißt man kann nach hinten als Eisbär durch, dann durch die ganzen Innenboxen und dann wieder an eine ganz andere Stelle auftauchen. Also auch Möglichkeiten sich aus dem Weg zu gehen. Man hat noch ein zweites Abtrenngehege, da wo jetzt eben Nuka auch ihr Nachwuchs zur Welt gebracht hat. Man kann Männchen und Weibchen trennen, man kann die natürliche Aufzucht eben auch erlauben und das ist dann schon wegweisend. Und man hat nicht nur ein Gehege, sondern wirklich auch Möglichkeiten abzutrennen und dann auch die über Jahre so zu halten. Und das ist anders wie früher. Und dennoch gibt es ja auch immer wieder kritische Stimmen von Menschen, die sagen, ein Eisbär in der freien Wildbahn, der liegt tausende Kilometer zurück, was im Zoo so natürlich nicht geht. Was sagen Sie oder wie ist da Ihre Einschätzung? Leiden die Tiere auch? Wenn die Tiere bei uns leiden würden, würde ich sie nicht halten. Also mir ist das Tierwohl ganz, ganz an oberster Stelle. Wenn ich merke, dass Tiere leiden, dann beenden wir die Haltung. Und die Eisbären, die wir halten, die beschäftigen wir. Und dann muss man sich natürlich fragen, tausende Kilometer, wenn Sie das aufs Jahr rechnen, sicherlich. Aber was läuft ein Eisbär am Tage? Und warum läuft er lange Strecken am Tage? Weil er Nahrung sucht. Und bei uns ist es so, die werden natürlich gut versorgt, brauchen auch nicht eben kilometerweit zu laufen, um Nahrung zu finden. Aber dann hat man das Problem, dass Eisbären langweilig wird. Und dann müssen wir dagegen steuern. Das heißt, als Eisbär muss ich nicht kilometerweit laufen, um Nahrung zu bekommen, sondern ich muss dann eben beschäftigt sein. Und das kann man dann durch Enrichment-Programme, so nennen wir das in der Zoo-Welt, also Beschäftigungsprogramme für die Eisbären, denen einfach den Tag auch abwechslungsreich gestalten. Und das ist Aufgabe der Tierpfleger heute und der Kuratoren, sich immer wieder neue Dinge einfallen zu lassen. Ich habe ein kleines Beispiel. Als ich noch studiert habe in den 80er-Jahren, hat mein Professor an der Universität gesagt, die Tiere im Zirkus sind viel besser untergebracht, wie die im Zoo. Warum? Weil die beschäftigt sind, weil die jeden Tag in die Manege zwei-, dreimal kommen und immer wieder für Abwechslung gesorgt wird im Zoo. Da werden die Tiere gefüttert und dann ist denen langweilig. Zu der Zeitpunkt hatte er in Teilen durchaus recht. Die Zeiten haben sich total gewandelt. Heute ist der Tierpfleger nicht nur der, der sauber macht und füttert, sondern der die Tiere beschäftigt. Er ist Entertainer für die Tiere. Und das gehört heute zum Berufsbild dazu, dass wir zum Wohlfühlen eines Tieres eben dann auch die Möglichkeiten der Beschäftigung machen. Und da gibt es vielfältige Arten und Weise von Ideen. Erzählen Sie mal, was wäre so ein Beispiel? Wie beschäftigt man den Eisbären? Ja, indem man ihm nicht das Futter einfach hinschmeißt und dann eben, ja, da frisst und dann frisst er das natürlich sofort. Dann ist er satt und hat da wieder nichts zu tun. Sondern das Futter beispielsweise eingefriert in große Eisblöcke. Ja, das dauert ja ewig, bis sowas dann auftaut und wenn er sowas ins Wasser schmeißt, dann kann er es auch nicht direkt eben greifen, sondern das dauert. Und da beschäftigen sich die Eisbären oftmals mehrere Stunden, bis das ganze Futter dann losgelöst ist und so. Also das ist eine Möglichkeit beispielsweise. Oder das Futter verstecken auf der Anlage oder verpacken oder eben erschweren, dass man ans Futter rankommt. Die Eisbären können wunderbar riechen und die riechen dann, dass da in so einer Kiste Futter drin ist, aber kommen nicht ran. Und dann müssen sie die Kiste zerreißen und gucken, wie sie da rankommen. Also auch wirklich arbeiten dafür. Und wir haben jetzt auch eine ganz tolle Kooperation mit der Universität hier, mit dem KIT. Und wir forschen an einem ganz neuen Projekt, vielleicht kann ich das durchaus mal erwähnen, zur Beschäftigung für Eisbären. Aber was da genau dann rauskommt, das werde ich Ihnen dann anders mal erzählen. Okay, da bin ich gespannt. Sie sagen ja auch immer, dass die Haltung der Eisbären aus artenschutztechnischen Gründen wichtig ist. Vielleicht könnten Sie das mal kurz erläutern. Ja, Sie müssen sich vorstellen, wie viele Eisbären gibt es noch auf unserer Erde? Wir haben so einen Bestand von 20.000 bis 25.000 Eisbären in der Natur draußen. Wir haben einen Bestand von etwa 106 Eisbären in Europa. Insgesamt auf der Welt in den Zoos 156. Das ist nur eine kleine genetische Reserve, die wir haben. Und wenn wir Eisbären züchten, müssen wir darauf achten, dass wir die so züchten, dass nicht ein Paar zehn junge Nachzuchten hat und ein Paar gar keines, sondern dass das ein ausgeglichenes genetisches Verhältnis ist, dass jeder seine Gene in die nächste Generation geben darf, dass nicht überrepräsentierte Tiere drin sind und andere gar nicht ihre Gene weitergeben. Das heißt, wir wollen und versuchen in diesen Zuchtprogrammen Eisbären immer oder alle Tiere in Zuchtprogrammen so zu züchten, dass möglichst viele Gene an die nächste Generation gegeben wird. Ziel ist immer, auch nach 100 Jahren noch eine genetische Variabilität innerhalb einer Population zu haben, die es erlaubt, die auch wieder auszuwildern. Und es heißt immer, ja, ihr habt ja noch keine Eisbären ausgewildert. Nein, haben wir noch nicht. War aber auch noch nicht notwendig. Wissen wir das, wie das in 100 Jahren aussieht? Und das muss ich ganz klar sagen, wenn das so weitergeht, dann verschwindet dieser Lebensraum der Eisbären immer mehr und vielleicht gibt es in 100 Jahren gar keine mehr. Also sagen Sie, es wäre schon möglich, die theoretisch auch auszuwildern? Ja, also ich glaube, ich bin überzeugt, mit der entsprechenden Vorbereitung können wir alles auswildern. Unsere Aufgabe als Zoo ist es, Tierarten so zu süchten, dass sie potenziell zur Auswilderung fähig sind. Und wir brauchen es aber im Moment nicht. Es macht keinen Sinn, jetzt Eisbären auszuwildern, aber die deswegen nicht zu züchten oder erst anzufangen mit Eisbärenzucht, wenn man es dann mal braucht. Das halte ich für völlig verfehlt. Dann fehlt ledliches Know-how in der Tierhaltung. Das sehen wir am Luchs. Das ist ein ganz tolles Beispiel. Als wir vor zehn Jahren hier angefangen haben, haben wir ja auch gezüchtet. 2016 junge Luchse. Überall in den Zoos wurden Luchse gezüchtet, aber es wurden keine gebraucht. Dann haben wir Zuchtstopp gemacht. Und jetzt plötzlich gibt es Erhaltungszugprogramme, die eben Luchse brauchen für die Wiederansiedlung. Weil wir in Baden-Württemberg, in Thüringen, in Sachsen jetzt für die Natur Luchse brauchen. Und da wir Zuchtstopp hatten, waren plötzlich gar nicht viele junge Tiere da zur Auswilderung. Müssen wir jetzt erst wieder aufbauen. Aber wir wissen, wie es geht. Wir haben jetzt so viele Zuchtpaare zusammengesetzt und können in den nächsten Jahren als Zoos diese Auswilderungsprogramme bedienen. Hätten wir jetzt niemanden, der Luchs erhalten würde, wir wüssten ja gar nicht, wie es geht. Und genau deswegen müssen wir jetzt, auch wenn wir es im Moment nicht brauchen, für die Zukunft denken. Herr Reinschmidt, danke für diesen Exkurs zum Thema Eisbärenhaltung. Wir sind auch schon wieder am Ende mit unserem heutigen Gespräch. Ging rasend schnell. Dankeschön. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, lasst uns gerne einen Like da, wenn es euch gefallen hat. Aktiviert die Glocke, um keine Folge zu verpassen. Weitere Informationen rund um das Thema findet ihr in der Beschreibung. Wenn ihr Abonnenten der BNN seid, dürft ihr uns auch gerne unter der E-Mail-Adresse podcast.bnn.de eure Fragen an Herrn Reinschmidt zukommen lassen. Was wolltet ihr immer schon mal an über Eisbären wissen? Wir sind gespannt. Herr Reinschmidt, wir hören uns nächste Woche wieder. Vielen Dank. Sehr gerne. Und Tschüss. Tschüss.
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