Liebe unter Eisbären? So wild wird’s im Zoo!
Shownotes
🎙️ Folge: Liebe, Gene und große Gefühle im Eisbärengehege
In dieser Folge von Eis, Eis, Baby:
💕 Können Eisbären sich verlieben?
🧬 Was das europäische Zuchtprogramm vorgibt
🐻❄️ Wie Nuka und Kap sich kennengelernt haben
🔥 Der erste Deckakt – dokumentiert und diskutiert
😬 Was schieflaufen kann – und was richtig gut lief
📦 Was passiert, wenn’s nicht funkt?
Transkript anzeigen
Hey und herzlich willkommen zu Eis, Eis, Baby, dem Eisbär-Podcast der Badischen Neuesten Nachrichten mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Pur. Mein Name ist Tina Mayer, ich bin Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten. Der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt und ich haben heute wieder Verstärkung. Zootierarzt Marco Roller ist dabei. Gemeinsam wollen wir über Eisbärliebe sprechen, wenn man hier überhaupt von Liebe sprechen kann. Und dann merkt man, dass sich Weibchen und Männchen so richtig gut finden. Hallo Herr Roller. Hallo. Hallo Herr Reinschmidt. Ich grüße Sie Frau Mayer. Herr Reinschmidt, das muss ich natürlich als allererstes wieder fragen. Sie waren mit der Kuratorenrunde heute unterwegs, bevor wir zu allem anderem kommen. Ja, waren wir wieder, wie jeden Montagmorgen und unseren Eisbären geht es nach wie vor gut. Aber die haben das Wochenende auch gut hinter sich gebracht. Wir hatten ja Artenschutztag und Patentag am Samstag, Artenschutztag am Sonntag. Da war viel los in unserem Zoo und da ging es rund und viele Besucher haben es aber auch genossen. Und vor zwei, drei Tagen, ich glaube es war am Freitag, da war was ganz besonderes im Eisbärengehege. Da haben sie nämlich so einen riesen Fisch bekommen, der glaube ich 22 oder 24 Kilo gewogen hat. So eine Karpfenart und die wurde aufgehängt und ich habe ein paar Videos gesehen, wie sich die Eisbären da gütlich getan haben. Und die Tierpflegerin hat mir auch heute Morgen erzählt, dass nachdem sie sich da wirklich voll gefressen haben, beide, die Eisbären schon um vier Uhr nachmittags zum Schlafen in die Höhle gingen und da nicht mehr rausgekommen sind. Also dicker Bauch, voll gefressen und dann haben sie natürlich ruhen müssen, um zu verdauen. Das denke ich mir. Gewaltiger Fisch. Ein Riesenfisch, ja. Aber das ist ja wie in der Natur auch, wenn man so ein Riesentier fängt und es dann frisst und dann nimmt man halt alles, was geht und dann gibt es halt die nächsten Tage eher ein bisschen einen Fasttag. Ja, so wie wenn wir viel zu Mittag essen, dann bräuchten wir auch ein Schläfchen. Aber wir haben vergangene Woche über das Floß gesprochen, das gerade für die Eisbären gebaut wird. Haben die das schon bekommen? Nein, nein, nein. So schnell geht es ja nicht in einem stehenden städtischen Zoo. Das waren die Anfänge, die wir da hatten. Der Rahmen ist gebaut, aber da braucht es noch ein bisschen. Also ich werde Ihnen dann berichten, wenn das Floß fertig ist. Aber legen Sie mich nicht auf die Woche fest. Okay, wir harren der Dinge. Wir harren der Dinge. Und das kommt dann schon irgendwann. Okay, jetzt würde ich zu unserem eigentlichen Thema heute switchen. Viele Zoobesucher erinnern sich noch dran, Herr Rentschmidt und Herr Roller, wie Nuka und Kap im vergangenen Jahr zueinander gefunden haben. Dem ging aber natürlich auch einiges an Planung voraus. Was muss denn da passieren, dass so zwei Eisbären, Eisbärmännchen und Eisbärweibchen aufeinandertreffen? Herr Roller? Also die Eisbären werden ja in diesem europäischen Haltungszuchtprogramm gemanagt. Bevor man eben ein Zuchtpaar bekommt oder die Zuchtempfehlung für solche Tiere bekommt, wird im Rahmen einer Zuchtempfehlung, die vom Koordinator ausgesprochen wird, dann festgelegt, welche Tiere überhaupt transferiert werden sollen, welche Zuchtpaare zusammengestellt werden und welche dieser Paare dann auch in diesem Jahr eine Zuchtempfehlung bekommt. Für die Eisbären ist der Koordinator der Dr. Florian Six aus dem Zoo Berlin. Er hat ja noch ein Team um sich, ein Species Committee, wo auch zum Beispiel ich auch mit mit drin bin, wo dann eben solche Entscheidungen getroffen werden, welche Eisbären Zuchtempfehlungen kriegen und nicht. Es hängt ganz viel damit zusammen, wie die Genetik, wie diese Gene der Tiere in der europäischen Population verbreitet sind. Man schaut sich die Alterspyramide an, muss eben sicherstellen, dass wir so planen, dass der Inzuchtkoeffizient über die nächsten 100 Jahre so niedrig wie möglich bleibt. Da gibt es spezielle Computerprogramme, die das ausrechnen können, wo dann ganz genau festgelegt wird, wie viele Zuchtempfehlungen pro Jahr rausgegeben werden für welche Tiere, um eben diese genetische Variabilität und diesen Inzuchtfaktor so gut wie möglich zu erhalten. Interessant. Und dieser Faktor war eben bei Nuka und Kap besonders niedrig oder würde besonders niedrig, wäre besonders niedrig geblieben. Genau, sodass eben diese Gene auch in die nächste Generation weitergetragen werden. Das war bei Kap sehr wichtig. Er hat eine Nachzucht ja nur davor gehabt im Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Von dem her war es sehr wichtig, dass wir mit Kap noch mal gezüchtet haben, um eben diese genetische Variabilität zu halten und den Inzuchtkoeffizient gar nicht mal so sehr auf nur die nächsten Jahre gedacht, sondern wirklich langfristig mit dieser Population gedacht, niedrig zu halten. Ja, und der Kap, das ist ja eigentlich unser Eisbärmann, der uns auch gehörte. Und da wurde dann natürlich das entsprechende Weibchen dazu gesucht, das zu ihm passt. Hätte es auch sein können, dass es von der Theorie her dann zwar gut passt, von der Genetik und allem, dass es aber nicht funkt? Absolute Liebe gehört auch da dazu. Je höher die Tiere entwickelt sind, je stärker sind auch Emotionen da mit im Spiel und kann auch immer wieder passieren, dass genetisch die ideal zusammenpassen, aber dann die Sympathie fehlt. Bei unseren Schneeleoparden ist das ja so ein klassisches Beispiel. Wir hatten vorher ein super, super tolles Schneeleopardenpaar, was dreimal Junge gemacht hat. Und irgendwann ist der Mann gestorben. Wir haben einen neuen Mann bekommen und seither funktioniert es nicht mehr so richtig. Also da fehlt diese Spannung zwischen den beiden, diese Liebe und dieses Prickeln. Und die anderen beiden, die haben immer ganztägig und über das ganze Jahr zusammengelebt. Die müssen wir immer wieder trennen, weil sie einfach doch aggressiv aufeinander sind. Da müssen wir jetzt auch überlegen, beispielsweise ein neues Männchen zu holen und das Tier einfach auszutauschen. Obwohl der Insuchtskoeffizient der ideale wäre für diese zwei Tiere. Also so kann es natürlich auch bei Eisbären passieren. Aber wir hatten, glaube ich, ein bisschen Glück mit der Situation. Also gibt es schon sowas wie Liebe unter Eisbären? Ob es eine Liebe ist, ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde. Das ist natürlich immer so ein bisschen schwierig, wenn man sich auch die Eisbär-Paarungszeit anschaut in der Arktis. Dass mehrere Männchen eben während der Paarungszeit und während der aktiven Paarungszeit, wenn das weibliche Tier dann eben in den Oestrus kommt, so ein Weibchen wirklich auch verfolgen über mehrere Tage oder Wochen. Der Oestrus dauert beim Eisbär circa drei Wochen in einer Paarungszeit, die von März bis Mai oder sogar Juni gehen kann. Und dann eben diese Eisbärinnen hinterherlaufen. Es kann sein, dass so eine Eisbärin von zig Männchen verfolgt wird und während diesem Oestrus auch mehrmals gedeckt wird von unterschiedlichen männlichen Tieren. Und das ist dann natürlich so, dass sich da die Männchen dann auch immer ein bisschen streiten, wer dann tatsächlich auch zum Deck kommt. Und dann wird sich gepaart. Aber dann gehen die Eisbären natürlich auch mit ihren eigenen Wegen. Also eine richtige Liebe findet man mit Sicherheit bei einigen Tierarten im Tierreich, aber nicht bei allen. Bei welchen würde man eine finden? So eine richtige? Bei Pinguinen ist das zum Beispiel so, dass man schon vielleicht auch eine Liebe hat, die dann auch wirklich sehr, sehr lange dauert und man auch monogam bleibt, was bei den Eisbären ja auch nicht der Fall ist. Ja, bei Schwänen ist das auch so, habe ich mal gelesen, oder? Bei Schwänen ist es auch so. Und beim Eisbär, die paaren sich und gehen danach wieder ihre eigenen Wege. Und natürlich beim Papagei. Und beim Papagei ist es auch so, eine lebenslange Verpaarung ist da angesagt, wenn es klappt, dann in der Nachzucht. Also das hat man auch im Freilandstudium schon festgestellt. Wenn die ein paar Mal nicht erfolgreich sind, dann kann es auch zu Trennungen kommen. Also da ist schon auch der Nachzuchterfolg das Wichtige für so ein Pärchen, dass sie sich auch fortpflanzen können. Wenn ein paar Mal ein Gelege unbefruchtet oder eben nicht erfolgreich gewesen sind, dann suchen die sich auch einen anderen Partner. Da hat es eine wissenschaftliche Studie zugegeben. Aber wenn es mal klappt, dann funktioniert es ein Leben lang, bis einer stirbt. Verrückt, ne? Und wie war es jetzt bei Nuka und Pappmann? Man musste da ja auch einige Vorbereitungen treffen. Also sie hier im Zoo, man konnte die ja nicht direkt zusammen auf die Anlage packen, oder? Also man muss natürlich schauen, dass sich die Tiere auch ein Stück weit kennen lernen. Wir haben hier das Glück auch, dass unsere große und kleine Anlage eine Glasscheibe getrennt sind, so dass die Tiere sich auch sehen können. Riechen tun sie sich natürlich selbstverständlich auch. Eisbären sind sehr olfaktorische Tiere mit einem sehr ausgeprägten Geruchssinn. Aber wichtig ist, dass sie einfach wissen, dass da jemand da ist, dass sie sich schon mal gesehen haben. Dann muss man da natürlich sehr begutsam vorgehen. Wenn die Tiere sich auch das erste Mal dann auf der Anlage wirklich begegnen, auch physisch begegnen können, muss man natürlich auch immer aufpassen, dass sowohl die Weibchen als auch die Männchen durchaus aggressiv sein können. Was man da natürlich auch wieder bedenken muss. Das heißt, das ist sehr wichtig, dass man so ein Eisbär für so eine Situation auch abrufen kann, zum Beispiel auf eine große oder kleine Anlage oder die Innenstelle und die Tiere dort wieder abschiebern kann. Dass, wenn wirklich Aggressivität auftritt, man auch in der Lage ist, zu intervenieren. Das heißt, sie haben sie aber erst eine Weile voneinander getrennt gelassen, sich quasi durch die Scheibe so ein bisschen beschnuppern lassen. Was war da ihr Eindruck? Das hat auf jeden Fall interessiert gewirkt und Interesse ist schon mal gut. Man wartet dann auch, bei Eisbären ist es auch ein bisschen schwieriger, man wartet zum Beispiel bei Katzen auch eine Rolligkeit ab. Das bietet sich durchaus an, weil dann das andere Geschlecht auf jeden Fall auch interessant ist und muss da eben ganz vorsichtig und behutsam vorgehen. Eben auch mit einem Krisenplan für solche Zusammenführungen in der Hinterhand, um intervenieren zu können, wenn doch Aggressivität oder aggressives Verhalten auftritt. Und was hatten Sie da für einen Krisenplan in der Hinterhand? Wie sieht sowas aus? Dass man eben schaut, dass die Tiere wirklich abgetrennt werden können. Das hat auch mit Tiertraining was zu tun, dass man in der Lage ist, die Tiere zum Beispiel auch in die Innenstelle abrufen zu können und muss dann natürlich auch bereit sein, falls es wirklich zu Verletzungen auch kommt, die ein Tier dem anderen zufügt, dass man dann die Tierärzte auch im Zoo hat, die dann in so einer Situation auch vielleicht sogar mit einer Narkose tätig werden müssen. Also das heißt, ein Restrisiko bleibt immer so. Sicher kann man sich da nie sein. Ein Restrisiko bleibt immer. Wir versuchen natürlich auch und das ist auch ganz wichtig, dass wir die Kommunikation mit anderen Zoos, anderen Eisbärenhalten in dem Fall haben, wo man sprechen kann, was gute Voraussetzungen sind, um die Tiere in welcher Situation dann auch zusammenlassen zu können. Und dann natürlich Restrisiko ist immer da, wenn man lernt, seine Tiere auch ein bisschen einzuschätzen. Ist das jetzt ein Tier, das aggressives Verhalten zeigt? Wussten wir auch aus seiner Vergangenheit in Hamburg oder auch hier bei uns, dass er ein sehr genügsamer Eisbär war, haben jetzt von ihm kein aggressives Verhalten erwartet. Aber natürlich ist es immer auch spannend, wenn man jetzt auch andere Tiere hat. In dem Fall ist natürlich auch spannend gewesen, weil die Nuka ein junger, weiblicher Eisbär ist, die diese Erfahrung mit einem Männchen ja noch gar nicht gemacht hat zuvor. Und es ist natürlich auch immer interessant, wie reagiert dann so ein junges Weibchen, die natürlich schon in einem geschlechtsreifen Alter ist, auf jeden Fall dann auch spannend, wie so ein Tier reagiert. Erinnern Sie sich noch, Herr Einschmidt, an den Tag, als die beiden zusammengelassen wurden, Nuka und Kap? Ja, das war natürlich spannend und wir sind alle drum herum gestanden, wie es immer so ist bei solchen Ereignissen. Und ja, also ich hatte gute Hoffnung, dass es klappt. Und am Anfang war es natürlich schon auch so ein bisschen beschnuppern. Und dann, es war nicht gleich die Liebe auf den ersten Blick, dass sie zusammen gekuschelt haben. So kann man das nicht nennen. Aber es war auch keine Aggression da. Und das ist das Allerwichtigste, dass die Aggression erst mal nicht da ist. Hätte auch sein können, dass der Kap das Weibchen stark bedrängt oder dass das Weibchen Angst hat, starke Angst hat und abhaut. Das war auch nicht der Fall. Und aber unser guter alter Kap, so kann ich ihn jetzt inzwischen nennen, der hatte auch Erfahrung mit mehreren Frauen gehabt und die hat er da voll eingeworben und hat auch das junge Weibchen danach herumgekriegt. Wie haben Sie es aus tierärztlicher Sicht wahrgenommen, dieses erste Aufeinandertreffen von den beiden? Ja, auch entspannt. Also man macht sich dann ja doch auch Sorgen, dass so eine Aggressivität auftreten kann, gerade eben auch mit einem jungen, unerfahrenen weiblichen Tier. Aber das hat Kap damals wunderbar gemacht. Also die fanden sich gut? Die fanden sich gut. Gott sei Dank muss man sagen, das Ergebnis haben wir ja später gesehen. Aber wir wussten es ja nicht. Wir haben zwar dann auch die Deckakte gesehen und die sind auch dokumentiert worden und waren auch vielfältig von unseren Besuchern in Facebook und in anderen sozialen Medien und natürlich auch von unserer Pressestelle entsprechend publiziert. Der Deckakt ist ja auch nichts, was nur zwei Sekunden dauert, sondern über viele, viele Minuten, halbe Stunde oder was hat man die beiden Bären vereinigt gesehen und das wurde natürlich festgehalten. Und das hat uns dann schon so ein Funken Hoffnung gegeben, dass da auch was entsprechend Gutes dabei rumkommt. Aber ob so ein Weibchen trächtig ist oder nicht, das sieht man diesen Bären ja nicht. Das sind ja ganz kleine, junge Bären, die dann da auf die Welt kommen und das ein Weibchen, das die hat, das sieht man nicht bei diesem dicken Mädel. Sie wussten es ja dann eigentlich auch erst als Mika und sein mittlerweile verstorbenes Geschwisterchen geboren wurden. Es war dann an dem Tag, haben wir es dann gemerkt, okay, die war trächtig. Wie lange dauert dieses Flirten, also diese Phase, bis sie dann tatsächlich zum Akt schreiten? Also man kann das Flirten nennen, das ist so ein Annähern und dann merkt der Bär natürlich, er riecht auch viel, gerade auch wenn der weibliche Bär Urin absetzt, wird dran geschnuppert, wird geschaut, ob der Österreichs jetzt schon stattgefunden hat. Dann ist es kein richtiges Flirten, sondern dann schaut er, ob sie bereit ist, ob sie es auch duldet und steigt dann irgendwann auf und deckt dann eben auch. Und das kann dann eben in diesem Zeitraum, während das Weibchen im Österreich ist, auch durchaus häufiger vorkommen, dass der Bär dann eben deckt. Und so wie Herr Reinschmidt gerade gesagt hat, haben das sowohl die Besucher als auch wir dann eben mehrfach festgestellt und mehrfach beobachtet, was natürlich auch spannend ist, sowohl für die Besucher als auch für uns. Wie lange dauert so ein Akt? Also ich glaube, dass er durchaus auch mal über eine halbe Stunde auf ihr drauf war. Respekt. Das hat er schon gut gemacht. Auch der alte Herr hat das noch durchgehalten. Und was machen die danach? Dann liegen die da noch so beieinander oder ist dann eher... Ganz ehrlich, ich habe sie nicht danach beobachtet. Dann redet er wieder seine eigene Rede. Wahrscheinlich hat er sich ausgeruht. Ja, das ist lustig. Entschuldigung. So eine Zigarette danach gibt es nicht. Ja, man muss auch mal über so Sachen lachen. Ja, das ist ja auch schön. Man darf nicht alles vermenschlichen, Frau Meier. Nein, achso, ja, okay. Das sagen Sie. Wir driften ab vom Thema. Ja, wie lange sind die beiden denn dann zusammen aber in einem Gehege gewesen insgesamt, bis Sie die dann wieder getrennt haben? Also sie waren dann noch sehr lange zusammen im Gehege. Wir haben uns erst im Spätherbst dann getrennt. Da gibt es eben von diesem Erhaltungszuchtprogramm und von dieser Expertengruppe auch Empfehlungen, wie man dann eben den weiblichen Bär auf eine bevorstehende Geburt vorbereitet. Das hat auch viel mit der Ernährung zu tun, weil der Bär eben auch fettgefüttert werden muss, die Bärin, bevor sie sich dann in eine Höhle oder wie jetzt bei uns in eine Halbhöhle zurückzieht. Und dann haben wir im Herbst, ich weiß gar nicht mehr, zu welchem Zeitpunkt genau, eben entschieden, dass man die beiden Bären abtrennt, sodass sie auch und sie zeigt es dann auch, weil es natürlich auch das Verhalten ist, sondert sich dann ab, sucht sich eine Höhle, in die sie sich zurückzieht, dass sie da eben zu diesem Zeitpunkt dann abgetrennt wurden. Das heißt, wenn sie jetzt den Moment verpasst hätten, also wenn jetzt Mika doch schon auf die Welt gebracht worden wäre und Kap wäre noch dort gewesen, hätte das kritisch werden können? Das hätte kritisch werden können, weil das eben auch der Instinkt vom weiblichen Tier dann eben auch ist, sich dieser Gefahr auch durch das männliche Tier nicht auszusetzen. Aber deswegen gibt es diese Richtlinie und deswegen gibt es auch diese Experten, die sich damit auseinandersetzen, wie dann eben auch solche Guidelines für die Eisbärzucht aussehen sollen, wo diese ganzen Schritte dann eben auch ganz genau dokumentiert sind, was alles anstehen muss und auch gemacht werden muss, bevor die Bären dann auch eventuell, man weiß es noch nicht, Jungtiere auf die Welt kommen. Also wenn ich mich so richtig erinnere, war es sicherlich vier Wochen vorher, als die Bären auseinandergesetzt haben. So Anfang Oktober oder sowas war das schon. Tangiert es die dann oder ist es denen eigentlich egal, weil sie Einzelgänger sind? Weibchen ist froh, glaube ich, wenn es dann auch seine Ruhe hat. Passt es dann bei manchen Eisbärpaarungen besser als bei anderen? Also dass die vielleicht besser miteinander harmonieren? Also mit Sicherheit ist auch eine individuelle Geschichte, ob das Paar jetzt gut zusammenpasst, das zusammengestellt wurde. Und da kann es durchaus vorkommen, dass eben auch mal nicht funktioniert, dass es, dass sie nicht zueinander finden, dass das Männchen zu aggressiv ist, das Weibchen vielleicht das Männchen auch überhaupt nicht duldet. Und dann muss eben in den kommenden Jahren entschieden werden, solche Paare dann anders zusammengestellt werden, ob es Transportempfehlungen gibt, die dann natürlich auch immer mit einem großen Aufwand verbunden sind. Weil natürlich ist so ein Transport auch immer eine gewisse Art von Stress für so ein Tier, eine Umgewöhnung, wo wir natürlich auch innerhalb dieses Erhaltungssuchtprogramm schauen, dass das natürlich im Sinne des Erhaltungssuchtprogramms ist, aber auch nicht überhand nimmt. Bleibt am Ende dann vielleicht auch so ein Rest sauber, warum es jetzt passt oder nicht so gut passt? Auf jeden Fall. Ja, also das kann man bei den Eisbären auf jeden Fall sagen, dass man gucken muss, dass es dann und wie es funktioniert und dass man dann auch genau schauen muss, ob das jetzt bei den Paaren, die man sich auch vielleicht als Erhaltungssuchtprogramm überlegt hat, denen man eine Zuchtempfehlung ausspricht, dass es dann auch genau bei den Tieren dann funktioniert. Und wir hatten ja eigentlich auch richtig Glück, muss man sagen. Unser Weibchen kam ja aus Paradeisa aus Belgien. Dort ist ja noch die Schwester und die sollte ja auch züchten. Hat es nicht getan. Also hat es halt auch nicht funktioniert. Es hätte uns genauso treffen können. Und damals auch wirklich Glück gehabt. Es sind natürlich ganz verschiedene Einflüsse, die da eine Rolle spielen. Passt die Ernährung? Ist das männliche Tier zum richtigen Zeitpunkt in der Lage gewesen zu decken? Wir haben bei Eisbären, gerade auch bei jungen Weibchen, die dann zum ersten Mal Jungtiere kriegen und nicht nur bei den jungen Eisbären, bei vielen Erstgebärenden eben schon auch ein erhöhtes Risiko, dass mit den Jungtieren irgendwas passiert. Und das Muttertier dann eben auch die Jungtiere tötet oder auffrisst, weil man eben unerfahren ist. Vielleicht als als Erstgebärende, als Erstgebärendes Tier. Und da hatten wir großes Glück, dass das bei der Luca so gut funktioniert hat. Stimmt, das hatten Sie am Anfang ja auch immer gesagt, dass Sie eigentlich eher davon ausgehen, dass es eben nicht funktioniert, dass das Jungtier durchkommt. Das wäre durchaus im Rahmen des Möglichen gewesen. Ja, jetzt haben Sie, Herr Reinschmidt, ich glaube, letzte Woche gesagt, dass der Mika auf jeden Fall das nächste Jahr noch hier bleiben wird. Stand jetzt, wenn er dann ausgezogen ist. Ist es denn sicher, dass dann ein neues Männchen zur Luca kommen wird? Irgendwann auf jeden Fall. Den Zeitpunkt, da reden wir jetzt noch nicht drüber, auch noch nicht über den Auszug. Also wir haben jetzt immer mal noch unseren Mika, der wird jetzt irgendwann oder nicht irgendwann, sondern am 2. November wird er ein Jahr alt. Und wir haben immer gesagt, zwei, drei Jahre bleibt er bei uns. Wie genau, das werden wir sehen. Wie lange genau, das wird das Suchbuch dann auch vorgeben. Wenn es den Platz gibt, wo er reinpasst. Und erst dann denken wir auch an ein neues Männchen. Und ja, im Moment ist da noch nichts am Horizont zu sehen. Und das ist auch nicht unser Fokus. Wir brauchen auch nicht zwei Jahre vorplanen, sondern das geht dann ein paar Monate und dann guckt man und dann ist ja. Und das ist das Tolle auch. Dr. Roller ist ja auch im Komitee des Eisbären-Komitee. Und da hat er auch so den Einblick, was da genau läuft. Und da wird er sich natürlich auch einsetzen, dass wir wieder ein entsprechendes Männchen bekommen. Und er war ja jetzt gerade in Polen bei der europäischen Zootagung. Und da waren über 1000 Leute und unsere beiden Tierärzte waren da. Und da hat er auch ein Komitee-Meeting gehabt und bringt auch da wieder die neuesten Informationen mit. Jetzt auch gerade zum Thema Eisbär-Zucht. Also ging es darum auch in Polen? Genau, wir hatten ein Eisbär-EEP-Meeting, wo eben darüber gesprochen wurde, wie die Population aussieht, wie viele Todesfälle im letzten Jahr innerhalb der europäischen Population waren, wie viele Geburten stattgefunden haben, wie die Alterspyramide aussieht, welche Zoos, welche Haltungen in den nächsten Jahren Zuchtempfehlungen bekommen, wie viel wir züchten müssen, um eben die Population auch nachhaltig zu erhalten, wie es vielleicht auch aussieht, welche Haltungen aus der Eisbärenhaltung aussteigen möchten, wo es neue Haltungen gibt, welche Zoos eine Umgestaltung der Anlage planen, vielleicht auch Zoos, die einen Neubau von Eisbärenhaltung planen. All das wird dann im Rahmen dieses EEP-Meetings besprochen. Und da hat eben, und das ist ganz wichtig, nicht der einzelne Zoo eine Stimme, sondern wir planen das Ganze, um eben die Eisbär-Population an sich, die Erhaltungszucht, Reservepopulation für die Eisbären eben stark und auch vor allem überlebensfähig über die nächsten Jahrzehnte erhalten zu können. Wie viele Eisbären gibt es in der Zeit in europäischen Zoos? Das sind ein bisschen über 100 Tiere im Moment, die wir in diesem europäischen Erhaltungszuchtprogramm managen. Wie viele sind im vergangenen Jahr geboren worden? Drei Stück. Mit Mika? Mit Mika, genau. Dieses Jahr ist das noch zu früh, ne? Die Saison beginnt erst, die Eisbär-Saison. Aber dreht das oder könnte das in die vielen Zoos kommen dieses Jahr? Das müsste ich jetzt nachschauen, wie viele wir eine Empfehlung bekommen haben. Das weiß ich aus dem Kopf leider nicht. Aber wenn ich Sie jetzt richtig verstehe, dann können Sie als Zoo Karlsruhe jetzt keine Wünsche äußern, zu sagen zum Beispiel der und der Eisbär würde uns jetzt gut gefallen. Wünsche kann man immer äußern. Ob sie dann erfüllt werden, ist die andere Frage. Die Wünsche kann man immer äußern. Aber so ist es bei allen Erhaltungszuchtprogrammen. Wir denken da ja als europäische Zoogemeinschaft im Sinne dieser Reservepopulation. Da hat natürlich jeder Zoo auch mit Sicherheit seine eigenen Interessen und das ist auch wichtig und gut. Aber unser oberstes Ziel ist, diese Reservepopulation stabil und gesund zu erhalten. Warum ist diese Reservepopulation so wichtig? Die Reservepopulation oder alle Reservepopulationen, die wir haben, sind so unglaublich wichtig, um da einfach eine gesunde Population zu haben, um diese Tierart erhalten zu können, auch wirklich langfristig erhalten zu können. Gerade bei den Eisbären ist es mit Sicherheit auch wichtig, dann jetzt nicht nur die nächsten fünf oder zehn Jahre zu denken, sondern vielleicht auch die nächsten 50 bis 100 Jahre, um eben auch auf Populationstrends, die wir bei den Eisbären ja ganz krass sehen, die Population gehen zurück. Diese 20 Eisbärpopulationen, von denen gibt es ein oder zwei, die stabil bleiben. Eine steigt ein bisschen an und die anderen Populationen, da gehen die Tierzahlen drastisch zurück und um da eben langfristig auch zumindest die Möglichkeit zu haben, auch intervenieren zu können, durch Bestandsstützung, vielleicht auch durch künstliche Reproduktionstechniken, die wir dann in Zukunft vielleicht auch für die Eisbären einsetzen können, um dann Populationen auch wirklich langfristig unterstützen zu können, aus unserer Ex-situ-Haltung in die In-situ-Arten-Schutzarbeit für den Eisbären. Spannend ist auch immer mal wieder, wir werden gefragt, wie viele Eisbären habt ihr denn schon ausgewildert in der europäischen Zoogemeinschaft? Natürlich haben wir noch keine ausgewildert bei den Eisbären und das heißt ja nicht, dass das in Zukunft nicht mal ansteht. Und genau so müssen wir aber jetzt die Eisbären züchten, dass, wenn mal die Situation kommt, in 100 Jahren oder in 50 Jahren, in 20 Jahren, man weiß es ja nicht, dass wir dann auch bereit sind, Tiere zu haben. Hätten wir vor zehn Jahren gefragt in Deutschland, wie viele Luchse habt ihr denn schon gezüchtet, ausgewildert, dann hätten wir auch da sagen müssen, haben wir noch nicht. Und plötzlich waren die Luchse gefordert und wir haben die Luchse zur Verfügung gestellt. Und jetzt sind wir da, weil wir eine Population haben, die wir stabil vorher hatten. Hätten wir diese stabile Population nicht, hätten wir jetzt nichts zum Auswildern. Früher hat man im Harz, als die ersten ausgewildert wurden, die wurden noch in Slowenien, in der Slowakei gefangen und dort verbracht und ausgewildert, im Pfälzerwald genauso. Das dritte Land in Baden-Württemberg ist Baden-Württemberg. Und jetzt gibt es aber keine Luchse mehr, die wild gefangen werden, um sie zu versetzen. Jetzt muss man auf Zoonachzuchten plötzlich zurückgreifen. Da sind wir da, da sind wir am Start, weil wir eben jahrelang uns vorbereitet haben auf so eine Situation. Wer weiß, vielleicht geht es mit den Eisbären genauso. Ich glaube, das war das Schlusswort, Herr Reinschmidt. Vielen Dank, vielen Dank auch an Sie, Herr Roller. Ich glaube, wir haben den Bogen zum ernsten Thema am Ende nochmal geschlagen, von der Liebe zum Artenschutz. Dankeschön, das war sehr ausschlussreich. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wir hoffen, dass es euch auch gefallen hat. Lasst uns gerne ein Like da und aktiviert die Glocke, um keine Folge zu verpassen. Weitere Informationen rund um das Thema findet ihr in der Beschreibung. Wenn ihr Fragen an Herrn Reinschmidt oder auch an Herrn Roller habt, könnt ihr uns diese gerne zuschicken unter podcast.bnn.de. Herr Roller, vielen Dank für Ihre Zeit. Sehr gerne. Danke auch, Herr Reinschmidt. Bis nächste Woche. Hat wieder Spaß gemacht. Fand ich auch. Bis dann. Heute ganz besonders. Tschüss. Tschüss.
Neuer Kommentar