Eisbär-Nachwuchs Mika in Karlsruhe liefert wichtige Daten für Artenschutz-Forschung
Shownotes
Themen dieser Episode: 🌨️ Die ungewöhnliche Geburt von Nuka und Mika 🎥 Wie Forscher durch Zoos neue Einblicke in Wurfhöhlen gewinnen 🌍 Warum Eisbären für das Klima so wichtig sind 💬 Wie der Zoo Karlsruhe international mit Polar Bears International zusammenarbeitet 🎂 Ein Jahr Mika – Rückblick auf ein besonderes Eisbärenjahr
Host: Tina Mayer, Redakteurin BNN Gäste: Dr. Matthias Reinschmidt, Zoodirektor Karlsruhe, Geoff York, Forscher bei Polar Bears International Redaktion/Idee: Rebecca Ditt, Tina Mayer Schnitt: Marcel Oertel
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Hey und herzlich willkommen zu Eis Eis Baby, dem Eisbär-Podcast der Badischen Neuesten Nachrichten mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Pur. Mein Name ist Tina Mayer, ich bin Redakteurin bei den Badischen Neuesten Nachrichten. In der vergangenen Woche haben der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt und ich an dieser Stelle den Ausführungen von Geoff York gelauscht. Er ist Forscher bei Polar Bears International und kommt den Eisbären bei dieser Arbeit manchmal gefährlich nahe. In der letzten Folge hat er uns erzählt, wie man als Forscher an Daten aus der Wurfhöhle von Eisbären kommt. Heute wollen wir unter anderem darüber sprechen, welche Rolle auch dem Zoo Karlsruhe bei dieser Forschung zukommt. Hallo Herr Reinschmidt. Hallo Frau Mayer. Ich freue mich, dass Sie wieder da sind. Ja, danke. Letzte Woche hat Geoff erzählt, wie Sie Kameras in der Nähe der Wurfhöhlen anbringen, weil es zu gefährlich wäre, in die Höhlen hinein zu gehen, verständlicherweise. Eine entscheidende Rolle spielen aber auch die Zoos bei der Gewinnung von Daten aus Wurfhöhlen, wie der Zoo Karlsruhe. Wie das abläuft, erzählt uns Geoff direkt mal. In Zoos, besonders in Europa, wo die Zucht erfolgreich ist, gibt es künstliche Höhlen mit Kameras und Mikrofonen. So können wir den gesamten Prozess in der Höhle verfolgen. Karlsruhe hat bei der letzten Geburt hervorragende Aufnahmen gemacht, zumal das Weibchen sich für eine Außenhöhle entschieden hat, was sehr selten ist. Und Geoff spricht hier auch über die Halbhöhle, in der Nuka den kleinen Mika zur Welt gebracht hat. Bis heute wissen wir ja nicht, warum Nuka ihre Jungen, damals waren sie ja noch zwei, dort zur Welt gebracht hat. Sie hatten da eigentlich andere Pläne, Herr Reinschmidt, gell? Wir hatten damals deutlich andere Pläne, wie immer in den Zoos, fast immer sozusagen, bringen Eisbären eigentlich im Innenraum, der dafür präpariert wird, ihre Jungen zur Welt. Man kann sie auch isolieren von störenden Geräuschen und so ist eigentlich jede Eisbärenanlage gebaut. Und das hatten wir eigentlich auch so vorgesehen. Da war alles schön vorbereitet mit Kameras, mit Strohbeet, mit allem. Da hätte die Nuka nur ihre Jungen zur Welt bringen müssen, aber sie hat es sich einfach anders überlegt gehabt und hat es in der Halbhöhle draußen, das ist einfach nur so eine Ruhrhöhle für die Eisbären, wenn sie mal ein bisschen zurückziehen wollen. Und da hat die auf dem Holzhäcksel, das da eingestreut war, die Jungen zur Welt gebracht. Später hat sie dann ein Strohbeet draus gemacht und so zugebaut, dass wir gar nichts mehr gesehen haben. Und auch Kameras, die wir dann von außen, wir konnten ja zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr in das Gehege rein, von außen angebracht haben, die haben nur so einen Blick an die Höhle erlaubt, aber eben nicht, was hinten dran passiert. Da wurde ja so ein Riesenwall von Stroh aufgebaut, sodass wir 70 Tage gar nichts gemerkt haben. Aber ich muss jetzt vergleichen zu dem, was Joff Jörg uns aus der Erektis erzählt, wie er diese Forschung macht an diesen Höhlen und dass er da in riesiger Entfernung Kameras hinstellt, damit er überhaupt sieht, wann geht die mal raus oder was für eine Frequenz hat die. Und dann in der Höhle selber, da weiß man so gut wie gar nichts. Das ist schon ganz deutlich anders. Und da wird halt auch mal wieder, das ist ein Zeichen dafür, der Wert des Zoos, ganz wichtig, des wissenschaftlich geleiteten Zoos, der sich dann eben auch daran beteiligt, da in der Biologie der Eisbären ein bisschen weiterzukommen und ein bisschen was über die Aufzuchtsbiologie zu erfahren. Und da können wir natürlich dann auch bei uns durchaus beitragen. Hätten wir jetzt eine Kamera in der Halbhöhle gehabt, was wir aber nicht haben. Aber unabhängig davon war es natürlich auch ein spannendes Erlebnis bei uns, weil es ein einmaliges Erlebnis war, weil so das einfach nirgends bisher passiert ist in der Halbhöhle von außen, auch die klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Das muss man sich ja vorstellen. Dann sagt man, naja, Eisbären leben neben Eis, da ist es ja kalt, aber in so einer Höhle wird es ja doch warm, wenn die dann auch geglossen ist. Und so ein Iglu-Effekt, den hatten wir ja nicht in der Halbhöhle. Da hat es ja auch hingeregnet, die kalte Luft ist hingegangen und ja, da muss man schon ein bisschen zittern und bangen, ob das alles klappt. Und wenn Sie jetzt die Jungen drin abgelegt hätte und Sie hätten dort die Kamera gehabt, dann wären das ja durchaus interessante Daten jetzt für Joff und sein Team gewesen. Absolut, absolut. Und dann kriegen die auch ein bisschen mehr Verständnis für das, was draußen in der Natur passiert, weil das mit Sicherheit genauso passiert. Sie haben damals aber auch, wenn Sie sich erinnern, eine Vermutung geäußert, warum Nuka die Jungen da draußen abgelegt haben könnte, weil sie sich sicherer gefühlt haben könnte und weiter weg von Kapp. Ja, das sind natürlich alles Spekulationen. Und das ist eben ein bisschen anders als in der Natur. Dort treffen sich Männchen und Weibchen und vergnügen sich mal und dann ist es wieder vorbei. Und dann kommt vielleicht nochmal ein Männchen oder was auch immer, aber letzten Endes gibt es eine Paarungszeit. Und dann viele, viele Monate später, dann trifft das Weibchen eigentlich nicht auf Männchen. Bei uns in Menschenobhut, die riechen ja so gut, das haben wir ja auch schon ein paar Mal in unseren Podcasts erzählt, was die alles können. Und die hat natürlich immer den Geruch des Männchens auch um sich herum. Und das ist eine potenzielle Gefahr einfach. Und vielleicht hat sie sich deswegen entschieden, gehe ich so weit wie möglich weg von diesem Männchen. Die hatten keinen direkten Kontakt mehr, aber es sind natürlich auch Boxen im Innenbereich für das Männchen gewesen und da haben die sich mit Sicherheit gerochen. Aber es war es, wie es ist, wie es ist, sozusagen. Wir können nur spekulieren, warum sie das gemacht hat. Sie ist auch eine Erstgebärende gewesen, die auch noch keine Erfahrung hatte. Vielleicht war es auch dem geschuldet, dass sie dann gesagt hat, das ist eine Höhle, die gefällt mir. Wer weiß? Wir wissen es nicht, aber ist auch egal. Es hat ja geklappt. Joff betont auch, wie wichtig die Zusammenarbeit mit dem Zoo Karlsruhe ist. Ich glaube, wir haben letzte Woche auch darüber gesprochen. Wie lange kooperieren Sie schon miteinander? Ich glaube, das ist jetzt das dritte Jahr, dass wir jetzt da kooperieren. Unsere Idee ist ja im Zoo, dass wir jeden Lebensraum und jedes charismatische Tier auch mit einem Projekt draußen verbinden. Die Tiere hier sind unsere Botschafter und die sollen die Menschen sensibilisieren auf die Belange der Tiere draußen. Das ist ein ganz neuer Schritt, den wir gehen, auch mit unserer Artenschutzstiftung. Und da suchen wir Stück für Stück natürlich Projekte, Patenprojekte draußen. So haben wir für unsere Afrikasavanne mit den ganzen Giraffen und Zebras und so haben wir die Masai Mara als großes Patenprojekt. Für unsere Schimpansen haben wir jetzt kein Schimpansenprojekt, aber ein Orang-Utan Projekt, also ein Menschenaffenprojekt, was wir unterstützen. Für unsere Elefanten haben wir sogar zwei Projekte. Eines in Sri Lanka und jetzt haben wir noch eines in Myanmar aufgenommen. Also da suchen wir Projekte, die wir direkt in der Natur unterstützen können zum Erhalt der Tierarten draußen. Und jetzt haben wir uns überlegt, wie machen wir das mit den Eisbären? Und da kam halt Polar Bears International ins Spiel. Wir können da direkt nicht viel beitragen. Das sind ja die Forscher und die Spezialisten vor Ort, aber wir können da helfen, das Ganze zu finanzieren. Und das ist unser Part. Das ist sozusagen unser Patenprojekt. Und dann nur deswegen kommt auch Geoff York mal zu uns, sonst wäre er ja nie gekommen. So eine Forscherpersönlichkeit kriegt man ja nicht gerade so in den Zoo, wenn man jetzt einfach mal anfragt oder so. Aber da wir eben auch schon und nicht erst zur Eisbär-Geburt diese Kooperation angefangen haben, sondern schon vorher, hat er dann auch gerne zugesagt. Zoos wie Karlsruhe schaffen eine Verbindung zwischen Menschen und Natur, wie es anders kaum möglich ist. Viele Menschen leben in Städten und werden nie Tiere wie Eisbären, Braunbären, afrikanische Säugetiere oder Tiere aus Südostasien sehen. Gut geführte Zoos bieten weltweit die Möglichkeit, auf fundamentale Weise mit der Natur in Kontakt zu kommen. Außerdem sind Zoos wie Karlsruhe vertrauenswürdige Informationsquellen für Natur- und Artenschutz. Sie sind lokale Ansprechpartner und haben Mitarbeiter, die mit Leuten wie mir und anderen Forschern in Kontakt stehen, sodass immer aktuelle und verlässliche Infos weitergegeben werden. Was ich interessant finde, ist, Geoff erklärt auch, dass an verschiedenen Dingen geforscht werden kann in Zoos, was eben in der Natur nicht möglich ist. Und ich finde spannend, was er über das Hören und Sehen der Eisbären berichtet. Und schließlich ermöglichen Tiere in menschlicher Obhut manchmal Forschung, die in der Wildnis nicht möglich wäre. Zum Beispiel, was können Eisbären hören? Das kann im Zoo mit Hörtests untersucht werden. So verstehen wir besser, wie Eisbären sehen, hören und so weiter. Zoos spielen also in diesen drei Bereichen eine Schlüsselrolle. Haben Sie solche Tests hier in Karlsruhe auch schon mal gemacht? Hör- oder Sehtests? So direkt eigentlich nicht. Nein, das wäre möglich. Aber wann immer wir Forschungsanfragen kriegen, und die kommen ja immer wieder von unterschiedlichen Universitäten, läuft dann über unsere Tierärzte oder Kuratorin. Je nachdem, was es ist, dann beteiligen wir uns da gerne dran. Wir haben ja auch immer noch diese Masterarbeit laufen zur Verhaltensentwicklung des jungen Eisbären. Also wann immer es notwendig wird oder wenn Anfragen kommen, die seriös sind, kommen auch manchmal Dinge, da machen wir nicht mit. Aber eben, wenn es tolle Studien sind, die dahinterstehen, dann machen wir da gerne mit. Jörg erklärt uns außerdem, warum die Forschung mit den Eisbären so wichtig ist. Und er sieht hier gleich mehrere Aspekte. Wissenschaft und Forschung sind nur ein Teil dessen, was Eisbären brauchen. Sie brauchen Fürsprecher, Menschen, die sich für sie einsetzen. Ich habe eine klare Rolle darin gesehen, die besten wissenschaftlichen Erkenntnisse an die Öffentlichkeit, Entscheidungsträger und Partner wie unsere Freunde in Zoos weiterzugeben. Allgemeiner gefragt, warum sollten wir uns für Eisbären interessieren und warum sind sie so wichtig? Sie sind eine Schirmart für das arktische Ökosystem. Die Arktis, wie wir sie kennen, ist wichtig für uns alle, egal wo wir leben. Die Arktis und Antarktis wirken wie Kühlschränke für den Planeten und halten das Klima in erträglichen Bereichen. Eisbären stehen für ein gesundes arktisches Ökosystem. Wenn wir Eisbären in der Wildnis erhalten, sorgen wir dafür, dass das Meereis intakt bleibt und auch Robben, Wale und viele andere Arten im und unter dem Eis leben können. Herr Reinschmidt, Sie betonen auch immer wieder, wie wichtig es für Zoos ist, Eisbären zu halten, aus eben diesen Gründen. Warum ist es wichtig aus Ihrer Sicht? Ja, das ist halt immer wieder das Gleiche, was ich sage, aber das stimmt halt. Das sind einfach Botschafter, Botschafter ihrer Art. Und sie können noch die tollsten Artenschutz-Dokus oder Fernseh-Dokus angucken im Fernsehen auf großer Leinwand. Das wird sie emotional packen, aber nie so packen, wie wenn sie ein Eisbär im Zoo sehen und ihn direkt spielen sehen, wie er interagiert mit der Mutter, wie er sich gibt. Das sind einfach andere Eindrücke. Und diesen direkten Bezug zum Eisbären zu bekommen, das ist für uns, das ist unsere Strategie, unsere wichtige Linie, eigentlich das, was wir, was wir vermitteln können. Und ja, ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin jetzt zehn Jahre Zoodirektor hier in Karlsruhe und in diesen zehn Jahren gab es keine Geburt eines Jungtiers, dass so viel Medienaufmerksamkeit, so viel emotionale Aufmerksamkeit auch von unseren Stammbesuchern, von allen Leuten, die zu uns kamen, die auch von weiter weg zu uns kamen, extra wegen dem kleinen Eisbär. Aber auch die, die immer kommen, waren voll euphorisch und haben gesagt, wie toll das ist und wie schön das ist, dieses Verhalten zu sehen. Diese Menschen haben wir erreicht und durch die Spendeneinnahmen, die wir sehen, die Menschen wollen sich auch gerne beteiligen. Man muss denen einfach die Möglichkeit dazugeben, Spendenbrunnen, sonstigen Dingen, wo sie auch was reinstecken können. Da haben wir schon gemerkt, die Resonanz ist groß und die Beteiligung. Ich glaube, wir konnten viele neue Eisbärfreunde und Fans gewinnen, die dann auch vielleicht dieses Thema Klimawandel, was für uns dahintersteht, auch anders anschauen oder oder verstärkt anschauen und dann sich da auch vielleicht entsprechend verhalten, klimafreundlich verhalten beispielsweise. Joff nennt hier auch ganz klar die Motivation von Polar Bears International. Ich würde sagen, Forschung und Naturschutz. Polar Bears International unterstützt Forschung, um über den Artenschutz zu informieren. Wir wollen sicherstellen, dass Populationen weltweit gut überwacht werden, um zuverlässige Indikatoren für den Zustand der Eisbären zu haben. Wir wollen Langzeitmonitoring in jedem Land unterstützen, wo es gebraucht wird, Lücken schließen, wo Informationen fehlen oder Zugang schwierig ist, auch bei politischen Herausforderungen. Als kleine NGO versuchen wir, Brücken zu schlagen. Letztlich ist unser Ziel, Eisbären sollen für immer in der Arktis leben. Joff sagt hier, dass das Ziel seiner Organisation ist, dass Eisbären für immer in der Arktis leben sollen. Wie realistisch ist dieses Ziel Ihrer Meinung nach? Das ist natürlich ein sehr hohes Ziel. Aber was können wir schon sagen? Für immer? Nichts ist für immer. Alles ändert sich, verwandelt sich. Nur in welchem Tempo sich sowas verwandelt, was ändert. Eisbären gibt es schon Jahrtausende da und es wird es vielleicht hoffentlich auch noch in Jahrtausenden geben. Wir in unseren Zoos rechnen immer mit 100 Jahren. Wenn wir Zuchtprogramme machen und die Genetik angucken, dann schauen wir immer, wie ist das Ganze in 100 Jahren? Und 100 Jahre ist schon für einen Mensch ja nicht überblickbar, also für die allerwenigsten. Und deswegen, das ist auch immer unser Fokus. Die genetische Variabilität einer Zuchtpopulation soll in 100 Jahren immer noch so hoch wie möglich sein. Und dahin richten wir unsere Aktivitäten aus. Und wenn Sie jetzt mal, wir haben das Jahr 2025, 100 Jahre zurückrechnen. 1925, was hat sich doch da alles geändert? Und auch im Zoobereich. Wie sahen die Zoos vor 100 Jahren aus? Wie sehen die Zoos in 100 Jahren aus? Also so, das wird sich dramatisch noch viel schneller die Sachen ändern. Nur können wir das jetzt noch nicht überblicken. Wir wünschen es dem Eisbär, dass er noch Jahrtausende auf unserem Planeten ist. Wenn er es 100 Jahre schafft, ist es auch gut. Wie Sie gesagt haben, die Dinge ändern sich. Und Jörg hat uns außerdem erzählt, wie sich die Eisbärenforschung in den vergangenen Jahren verändert hat. Früher waren wir viel draußen, direkt am Meereis, direkt an den Tieren, um Proben und Daten zu bekommen, zum Beispiel zur Anzahl der Bären, ihren Wanderungen und ihrem Gesundheitszustand. Heute können wir dank technologischer Fortschritte viele Fragen weniger invasiv beantworten. Eine der spannendsten Entwicklungen sind genetische Methoden mit Blut, Hautbiopsien oder sogar Haaren können wir Alter, Identität und sogar die Ernährung der Bären bestimmen über stabile Isotope, Fettsäuren. Wir können sogar die genetische Anpassungsfähigkeit untersuchen. Bärenarten insgesamt sind sehr anpassungsfähig, leben in vielen Regionen und nutzen unterschiedliche Nahrung von Pflanzen, Insekten bis Fleisch. Bei Eisbären sieht das anders aus. Sie sind strikte Fleischfresser, ja sogar Lipidfresser. Sie brauchen das Fett von Meeresäugern. Genetisch sind sie die am wenigsten diverse Bärenart, haben also die geringste Anpassungsfähigkeit. Innerhalb der Eisbären gibt es Unterschiede. Im Süden sind sie am anpassungsfähigsten und nutzen diese Fähigkeit auch wegen der sich ändernden Umwelt. Im hohen Norden Kanadas haben sie die geringste Anpassungsfähigkeit und werden sich wohl am schwersten an den Klimawandel anpassen können. Für mich ist die Genetik ein sehr spannendes Feld. Es gibt immer neue Methoden und die Probenentnahme ist viel weniger invasiv. So, und jetzt zum Schluss noch was ganz anderes, Herr Reinschmidt. Am Sonntag hat Mika Geburtstag. Können Sie glauben, dass er schon ein Jahr alt wird? Dieses Jahr ging rasend schnell rum. Ganz ehrlich, wenn ich mir überlege, wir hatten am Anfang in Meerschweich ein großes Jungtier und jetzt haben wir ein Tier, was weit über 100 Kilo wiegt. Also das ist für mich das Beeindruckendste, wie dieser Stoffwechsel eines Eisbären so unterschiedlich ist zu dem eines Menschen. Jetzt gucken Sie mal ein Kind an, was geboren wird mit drei Kilo. Ja, wie viel Kilo hat es nach einem Jahr? Vielleicht neun. Also ich weiß es nicht genau. Ich kann mich auch nicht mehr genau an meinen Sohn erinnern, aber vielleicht zehn. Aber das ist sensationell. Der Eisbär teilt 100. Mehr als 100. Und er fängt ja nicht bei drei Kilo an, sondern er fängt bei 400 Gramm an. Also es ist nochmal eine andere Stadtposition. Das hat mich mit am meisten beeindruckt und natürlich auch, wie der Eisbär als Botschafter weit über die Grenzen Karlsruhes hinaus bekannt wurde, auch die Stadt bekannt gemacht hat, Touristen zu uns gebracht hat, Menschen zu uns gebracht hat, die sich auch für Eisbären interessieren. Und ja, das hat schon eine tolle Wirkung gehabt. Und ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich das als Zoodirektor auch erleben durfte, dass ich auch mal so ein charismatisches Tier bei uns eben hatte und immer noch habe und hoffentlich noch lange haben will. Das wäre schön. Wir sind für heute am Ende und wir wollten euch, unseren lieben Zuhörerinnen und Zuhörern, noch etwas anderes erzählen. Nach über 30 Folgen Eis-Eis-Baby ist es für uns an der Zeit, euch auf Wiedersehen zu sagen. Die Folge am nächsten Montag wird unsere letzte sein. Wir gehen aber nicht einfach so. Wir wollen eine kleine Party zu Mikas erstem Geburtstag feiern und wir werden zurückblicken auf ein Jahr Mika und über 30 Folgen Eis-Eis-Baby. Schön war das, oder Herr Rendschmidt? Ich habe schon ein kleines Tränchen im Auge, wenn ich daran denke, dass wir sie nicht mehr jeden Montag zu mir kommen. Wir haben über Eisbären reden können, aber vielleicht gibt es eine Fortsetzung in irgendeiner Art und Weise. Man weiß ja nicht. Wir haben ja nicht nur Eisbären hier in unserem Zoo, sondern 345 verschiedene Tierarten. Und da gibt es auch super spannende Geschichten zu erzählen. Die könnte ich Ihnen beispielsweise anbieten. Also man darf gespannt sein. Absolut. Frau Mayer, wir machen weiter. Wir machen weiter, Herr Rendschmidt. Jetzt sage ich noch ein letztes Mal fürs Erste. Bis nächste Woche. Bis nächste Woche. Ich freue mich auf den Geburtstag. Ich mich auch. Bis dann. Tschüss. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
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